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RWE Die Angst der Energieriesen vor dem Atomfonds

Die RWE-Hauptversammlung wird turbulent. Sollten die Pläne der Politik nach einem überbetrieblichen Fonds zur Finanzierung der AKW-Abrisse umgesetzt werden, gingen dem Konzern Milliarden durch die Lappen.

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Peter Terium, Jürgen Grossmann Quelle: dapd

Die Gruga-Halle in Essen hat schon so manches gesehen, von Udo Jürgens bis Madonna. Am Donnerstag kommen wieder die Schwergewichte der deutschen Energiewirtschaft zusammen, um vor den Aktionären des zweitgrößten deutschen Versorgers Rechenschaft abzulegen über das vergangene Energiejahr – es war ein annus horribilis, das Jahr von Fukushima, der Energiewende und der Abschaltung von acht Kernkraftwerken, denen bis 2022 neun weitere folgen werden.  Der vorgezogene Atomausstieg hat die einst mächtige und vor Selbstbewusstsein strotzende Branche seelisch und betriebswirtschaftlich in die Knie gezwungen.

Großmanns Bilanz 2007-2012

Bei RWE steht immerhin noch ein Gewinn in den Büchern für 2011, es sind 2,5 Milliarden Euro, ein Rückgang von über 30 Prozent. E.On dagegen meldete einen Verlust in Höhe von 2,2 Milliarden Euro und EnBW ächzt unter einem Jahresverlust von knapp 900 Millionen Euro. Bei RWE dagegen rettete ausgerechnet die Braunkohle das Geschäft.

„Das Braunkohlegeschäft boomt und ersetzt als grundlastfähige Energie einen Großteil des wegfallenden Atomstroms“, sagt ein RWE-Manager. Die RWE-Aktionäre können sich darüber freuen, dass die Braunkohle wie geschmiert läuft. Zertifikate muss RWE in diesem Jahr noch nur zu 50 Prozent zukaufen, den Rest bekommt das Unternehmen zugeteilt.

Strommix von RWE 2011

Erst ab 2013 muss der Versorger dafür voll bezahlen. Aber auch das wird nicht im Übermaß schmerzen, vermutet ein RWE-Manager, denn die Preise für CO-2-Zertifikate sind niedrig, sie liegen deutlich unter 9 Euro, nach Fukushima rangierte der Preis noch bei 17 Euro.

Wie Manager zur Energiewende stehen
Peter Löscher Quelle: dapd
Martin Kannegiesser Quelle: dapd
Jürgen Hambrecht Quelle: dapd
Johannes Teyssen Quelle: dpa
Martin Winterkorn Quelle: dpa
Hans-Peter Keitel Quelle: dpa
Jürgen Großmann Quelle: dapd

Bei RWE wird die Braunkohle also intern als Retter gefeiert. Demnächst will das Unternehmen zwei Braunkohleblöcke in Neurath bei Köln in Betrieb nehmen, ein neues Kraftwerk ist im benachbarten Niederaußem in Planung. RWE betreibt rund 50 Prozent der Braunkohle-Kraftwerksleistung in Deutschland. Die andere Hälfte wird von Vattenfall in Ostdeutschland bestritten.

Doch die Braunkohle als Pflaster einer tief verwundeten Energiewirtschaft reicht nicht aus, um die Schmerzen der Energiemanager zu lindern. Zu stark waren sie von der Atomenergie abhängig gewesen, zu bequem war es gewesen, die sicheren Atomgewinne längst abgeschriebener Meiler einfach nur abzuschöpfen. Dasselbe darf mit der Braunkohle nicht auch noch passieren. Ein Ersatz-Ruhekissen für den wegfallenden Atomstrom darf die Braunkohle nicht sein.

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