
Wenn RWE-Chef Peter Terium am 10. August dem Aufsichtsrat auf einer Sondersitzung seinen Umbauplan für den Essener Energiekonzern präsentiert, wird er sich vor allem mit zwei renitenten Gruppen auseinandersetzen müssen: den kommunalen Aktionären und den Arbeitnehmervertretern. Beide Gruppen stellen zusammen zwölf Mitglieder, das ist die Mehrheit des 20-köpfigen Gremiums, und wollen es Terium schwer machen.
Zwar stehen Details dazu, wie der Niederländer den angeschlagenen Versorger umbauen will, noch aus. Aber klar ist schon jetzt: Nicht nur Vorstände werden entmachtet, auch Arbeitnehmervertreter werden mit der geplanten Neuorganisation Einfluss im Konzern verlieren. „Das wird im Aufsichtsrat für viel Gesprächsstoff sorgen“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied der Arbeitnehmerseite der WirtschaftsWoche.
RWE soll schlanker und effizienter werden
Nach Teriums Plan soll RWE aus drei Säulen bestehen: der Holding RWE AG (mit den Landesgesellschaften in Großbritannien, den Niederlanden und Osteuropa), der an der Holding aufgehängten Deutschland-Zentrale und der Kraftwerkstochter.
Neuausrichtung - So steht es um die Energiekonzerne
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 2,0 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 15,0%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 4000
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: *
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 135
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
(Stand: Juni 2014)
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 1,7 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 4,5%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 1300
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: **
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 90
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: 2,3 %
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: 10,0%
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: 205
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: ***
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 50
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
Umsatzanteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung: k.A.
Gewinnanteil vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen: k.A.
Installierte Minikraftwerke in Deutschland: k.A.
Unterstützung des Neugeschäfts durch Vorstandschef¹: *
Kooperationen mit anderen Unternehmen: 300
¹3 Sterne = groß, 1 Stern = gering
Der Konzernboss will den finanzschwachen Energieversorger verschlanken und effizienter machen, indem er die vielen Beteiligungen und Tochtergesellschaften des Konzerns reduziert und unter dem Dach der RWE-Deutschland AG bündelt.
Betroffen sind zum Beispiel der Vertrieb (2000 Mitarbeiter) und die Stromverteilungstochter Westnetz, mit 5000 Mitarbeitern das größte derartige Unternehmen Deutschlands. Beide sitzen in Dortmund und sollen unter die RWE-Deutschland-Zentrale in Essen schlüpfen. Der Standort Dortmund werde, wie aus Arbeitnehmerkreisen zu hören ist, erhalten bleiben. Massive Stellenstreichungen sind erst einmal nicht geplant. Wegfallen sollen zwei Vorstände und vier Geschäftsführer.
Vor der Entmachtung stehen auch die vier selbstständigen RWE-Regionalgesellschaften Lechwerke AG, Süwag Energie AG, VSE AG und die enviva Mitteldeutsche Energie AG. Auch hier will Terium die oberste Führungsebene abschaffen. Zukünftig sollen die Regionalleiter der Gesellschaften an die Zentrale berichten.
Konsequenzen hat dieses Auflösen und Verschmelzen von Beteiligungen auch für die Betriebsräte vieler Tochtergesellschaften, die in die Deutschland-Zentrale eingegliedert werden. Sie müssten Posten an einen Gesamtbetriebsrat abgeben. „Das innere Gefüge von RWE wird aufgebrochen, die Arbeitnehmervertretung in den Gesellschaften wird damit geschwächt“, sagt ein Aufsichtsrat. Darüber sei zu diskutieren.