RWE-Ökostromtochter Innogy-Chef sieht keine Übernahmewelle

Auch wenn die RWE-Tochter Innogy ihren Gewinn verbessern konnte, bremsen Probleme im britischen Vertriebsgeschäft das Konzernergebnis. Innogy-Chef Terium sieht keine Übernahmewelle.

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RWE-Ökostromtochter Innogy Quelle: REUTERS

Der Chef der RWE-Ökostromtochter Innogy sieht keine Übernahmewelle auf die europäische Energiebranche zurollen. In Medienberichten war unter anderem dem französischen Versorger Engie und der italienischen Enel ein Interesse an Innogy nachgesagt worden. "Das hat alles keine geschäftliche Grundlage. Ich würde das mit Vorsicht genießen wollen, was da an Gerüchten durch die Gegend getragen wird", sagte Innogy-Chef Peter Terium am Freitag. Innogy selbst brauche auch keinen strategischen Partner, fügte er bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Halbjahr hinzu. Die RWE-Tochter konnte von Januar bis Ende Juni operativ zulegen. Das britische Vertriebsgeschäft erwies sich aber einmal mehr als Bremsklotz.

Der Essener Versorger RWE hält noch knapp 77 Prozent an der Tochter. Vorstandschef Rolf Martin Schmitz, der am Montag seinen Halbjahresbericht vorlegt, hat einen Verkauf weiterer Anteile nicht ausgeschlossen und damit das Übernahmefieber angeheizt. Auch der Konkurrent E.ON und seine frühere Tochter Uniper werden in der Branche als Übernahmekandidaten gehandelt. "Nicht nur die Presse macht hier relativ viel heiße Luft. Es sind natürlich auch viele Banken unterwegs, die im Eigeninteresse natürlich gerne beraten und da auch ihre Gebühren abkassieren", sagte Terium, der nach dem Börsengang von Innogy im vergangenen Jahr vom RWE-Chefsessel auf den der Tochter gewechselt war. "Wir sind hier, um bei der Innogy den besten Job zu machen", fügte der Manager hinzu. "Dafür brauchen wir grundsätzlich keinen strategischen Partner. Das schaffen wir auch alleine."

Terium drücken andere Sorgen. So konnte der Versorger im ersten Halbjahr zwar den operativen Gewinn im Rahmen der Markterwartungen um 2,3 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro verbessern. Dies war aber lediglich dem Geschäft mit dem Strom- und Gasnetzen zu verdanken. Die Ökostromsparte kämpfte wegen schwächerer Windverhältnisse ebenso mit Einbußen wie das Vertriebsgeschäft. Dort fuhr die britische Tochter Npower einen Verlust von zwölf Millionen Euro ein. Sie werde auch im Gesamtjahr rote Zahlen schreiben, räumte Terium ein. Wann dies nicht mehr der Fall sei, wage er auch wegen der Forderung der britischen Politik nach günstigen Preise nicht zu sagen.

"Die Wettbewerbssituation bleibt weiterhin sehr angespannt", erklärte der Konzern. Zwar konnte die Tochter Npower nach vielen Abgängen im zweiten Quartal rund 50.000 Kunden gewinnen, andere konnten aber nur gehalten werden, indem ihnen günstigere Konditionen eingeräumt wurden. Der Versorger kämpft in Großbritannien seit längerem mit Kundenschwund und Problemen bei der Abrechnung. Terium hatte 2015 das Management ausgetauscht. Die Kosten sollen gesenkt und 2400 Jobs gestrichen werden.

Der Markt, auf dem auch der Konkurrent E.ON vertreten ist, gilt als besonders hart umkämpft. Für RWE ist Großbritannien mit knapp fünf Millionen Kunden ebenso der wichtigste Auslandsmarkt wie für E.ON mit sieben Millionen. Auch E.ON hatte nach eigenen Angaben "ein paar Hunderttausend" Kunden verloren, im Halbjahr aber noch einen operativen Gewinn von mehr als 200 Millionen Euro eingefahren. Einen Rückzug von der Insel planen E.ON und Innogy nach eigenen Angaben nicht.

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