Die Kommunalen Aktionäre, die immerhin einen Anteil von 25 Prozent am Konzern halten, kochen vor Wut. Im Aufsichtsrat in der vergangenen Woche trugen sie zwar den Vorschlag des RWE-Vorstandes mit, im Geschäftsjahr 2015 nicht einen Cent an die Anteilseigner auszuschütten. Es wäre auch gegen jede ökonomische Vernunft, wenn ein börsennotierter Konzern an seine Aktionäre eine Dividende zahlt, obwohl er massive Verluste macht und die Dividendenzahlungen nur noch mit der Aufnahme von Fremdkapital finanzieren kann.
Sauer sind die kommunalen Anteilseigner trotzdem. Denn der Ton macht die Musik. Und den trifft Terium mit den wichtigen kommunalen Aktionären immer seltener. Die wären ganz einfach vor der Entscheidung über die geplante Dividendenkürzung angehört worden.
Nun prüfen sie, ob sie dem Konzernboss auf der RWE-Hauptversammlung am 20. April die Entlastung verweigern. Die Streichung der RWE-Dividende trifft vor allem Städte wie Dortmund, Essen, Mülheim sowie den Kreis Kleve und den Rhein-Sieg-Kreis. Für Dortmund und Essen fallen zweistelligen Millionenbeträge weg.
Weitere Tausende Jobs bei RWE in Gefahr
Statt mit den Kommunen Zeit zu verschwenden, eilte Terium auf die britische Insel. Dort war Ende Februar in Oxfordshire ein stillgelegtes Kohlekraftwerk des Konzerns explodiert. Aus bisher noch ungeklärter Ursache sind Teile des Gebäudes umgestürzt. Ein Mitarbeiter kam zu Tode, vier weitere sind schwer verletzt worden.
Auf der britischen Insel kämpft RWE sowieso schon mit Problemen: In 2015 verbuchte RWE einen Verlust von 200 Millionen Euro, wie das Unternehmen schon vor der Präsentation der Bilanz vor knapp zwei Wochen mitteilte. Einen großen Teil dazu trug die britische Tochter npower bei: Sie fuhr im vergangenen Geschäftsjahr einen Betriebsverlust von 137 Millionen Euro ein und trug somit zu dem Nettoverlust von 170 Millionen Euro des Gesamtkonzerns bei. Das Unternehmen verlor im vergangenen Jahr rund 200.000 Strom- und Gaskunden an die Konkurrenz. Bei der britischen RWE-Tochter sollen nun bis zu 2400 Jobs gestrichen werden.
Auch im Gesamtkonzern ist die letzte Sparrunde noch nicht vorbei. Langfristig sollen insgesamt bis zu 5000 Jobs bei RWE bedroht sein, heißt es aus Konzernkreisen. Was Terium da in diesem Jahr wohl noch an neuen „Effizienzprogrammen“ plant? Bis 2018 will er die Kosten um weitere 500 Millionen Euro drücken.
Einen Lichtblick hat Terium: Die Bilanz des RWE-Konzerns präsentieren, das ist für den Top-Manager am Dienstag wohl das letzte Mal. Zukünftig wird das Noch-Vize-Chef Rolf Martin Schmitz übernehmen. Der wird Ende des Jahres nicht nur Chef der Problemfelder Gas-, Kohle- und Atomkraftwerke, sondern auch das Ruder an der Konzernspitze übernehmen.