RWE und E.On in der Krise Der schwierige Kampf um das Geschäft mit Ökostrom

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Schlechte Chancen für deutsche Energiekonzerne in GB


Die Chancen, im Ausland zu wachsen sind für die beiden deutschen Versorger E.On und RWE nicht gut. In Großbritannien trennten sich die Konzerne von ihrem Joint Venture Horizon und verkauften es an die japanische Hitachi-Gruppe. Von einer Renaissance der Kernenergie, die von der britischen Regierung mit Milliarden subventioniert wird, werden sie auf der Insel nicht profitieren können.

Die Atomklagen der Energiekonzerne

Zudem kündigte Energieministerin Amber Rudd kürzlich an, dass nach 2025 keiner der klimaschädlichen Kohlemeiler in Großbritannien mehr Strom erzeugen soll. Doch statt auf Wind- und Solarenergie zu setzen, puscht sie nun auf den Bau neuer Atom- und Gaskraftwerke. Das ist für Eon und RWE, die in Großbritannien in den letzten Jahren viel in On- als auch Offshore-Windparks investiert haben, keine gute Nachricht, denn hier will die Regierung Subventionen kürzen. Sie will verhindern, dass höhere Öko-Abgaben die Stromrechnungen der Briten verteuern: deshalb werden die Subventionen für neue Windräder auf dem Land gestrichen und für Meereswindparks künftig reduziert.

Derzeit stammen bei E.On knapp 34 Prozent der britischen Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken und knapp 32 Prozent aus Gas, 16,5 Prozent aus erneuerbaren Energien. Eon betreibt 20 Windparks auf dem Land (onshore) und nur drei im Meer (off-shore).

Sanierungsfall N-Power

Die Geschäfte der beiden Versorger im Inselreich zeigen Schwächen: Bei RWE hat sich die britische Tochter N-Power - mit mehr als fünf Millionen Strom- und Gaskunden, die zweitgrößte Niederlassung des Essener Energiekonzerns - zum Sanierungsfall entwickelt. N-Power-Chef Paul Massara wurde deshalb im August abrupt gefeuert und vom bisherigen Innogy-Manager Paul Coffey ersetzt, der erst im April nach Großbritannien versetzt worden war. Grund war das um 60 Prozent niedrigeren Betriebsergebnis. In den ersten neun Monaten rutschte die britische Tochter dann gar in die roten Zahlen.


Auch der Ausblick ist nicht gut, denn N-Power verlor im bisherigen Jahresverlauf aufgrund der missglückten Einführung einer neuen Software 200.000 britische Kunden. Viele von ihnen waren über fehlerhafte Rechnungen und Doppelbuchungen erzürnt. Daher bot der Konzern günstigere Tarife an, was die Einnahmen noch weiter drückte. Generell ist Großbritannien wegen des harten Wettbewerbs ein schwieriger Markt.

Bußgelder in Millionenhöhe für E.On

Das bekommt auch der Düsseldorfer E.On-Konzern zu spüren, der in Großbritannien 2002 die britische Firma Powergen übernommen hatte. 2014 musste E.On insgesamt 5,4 Milliarden Euro abschreiben, einen Großteil davon im Kraftwerksgeschäft in Großbritannien. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen (EBITDA) dort um acht Millionen Euro auf 204 Millionen Euro, was die Konzernführung mit geringeren Margen und höheren Kosten für Regulierung begründete.

Die Probleme gehen noch weiter: Anfang November hatte die britische Aufsichtsbehörde Ofgem E.On ein Bußgeld in Höhe von sieben Millionen Pfund aufgebrummt, weil der Versorger es bei Zweidritteln seiner Kunden versäumt hatte, moderne Zähler einzubauen. Ofgem-Manager Anthony Pygram warnte den Konzern vor noch höheren Strafgeldern und einem Betriebsverbot, wenn er seinen Kundenservice nicht verbessere. Im April hatte Ofgem gegen E.On wegen überteuerter und unzulässiger Gebühren bereits eine Strafe von 7,75 Millionen Pfund verhängt.

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