RWE Wie Terium die Kommunen besänftigen könnte

Zufrieden sind die kommunalen Aktionäre des Energiekonzerns schon lange nicht mit mehr mit RWE-Konzernboss Peter Terium. Jetzt planen sie den Aufstand gegen den niederländischen Spitzenmanager. Der könnte mit einem einfachen Friedensangebot wieder für Konsens zwischen den kommunalen Anteilseignern und dem RWE-Vorstand sorgen.

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Peter Terium Quelle: dpa

Die geplante Streichung der Dividende beim Energieriesen RWE hat bei den am Konzern beteiligten Kommunen das Fass zum Überlaufen gebracht. Ohne die RWE-Aufsichtsratssitzung am Donnerstag abzuwarten, hatte Konzernchef Peter Terium vor knapp zwei Wochen eine massive Dividendenkürzung angekündigt.

Die kommunalen Aktionäre konnten also nicht mitreden bei dieser Entscheidung, dabei halten sie etwa ein Viertel der RWE-Aktien und sitzen mit vier Vertretern im RWE-Aufsichtsrat. Für beteiligte Städte und Kommunen wie Essen, Bochum, Mülheim, Dortmund fallen durch die Streichung der Dividende eingeplante Millioneneinnahmen in ihren Haushalten weg. Nach dem Aktienrecht entscheidet der Aufsichtsrat nach Vorschlag des Vorstandes über eine Dividendenzahlung.

Nun prüfen die am Konzern beteiligten Kommunen, ob sie auf der RWE-Hauptversammlung im April ein Misstrauensvotum gegen den Vorstandschef stellen. Damit entzögen sie Terium das Vertrauen. Die Stimmung zwischen dem RWE-Vorstand und den kommunalen Anteilseignern wäre damit komplett versaut. Kein guter Start für den großen Konzernumbau, den RWE in den kommenden Monaten stemmen muss. Das zukunftsträchtige Geschäft mit Ökostrom, das Netzgeschäft und den Vertrieb will RWE vom traditionellen Kerngeschäft, dem Betrieb großer Kohle- , Atom-und Gaskraftwerke, in eine 100 prozentige Tochter abtrennen.

Kommunale Aktionäre sind verärgert

Im Geschäft mit konventioneller Stromerzeugung brechen RWE seit Jahren die Gewinne weg. Im vergangenen Geschäftsjahr 2015 musste RWE eine Abschreibung von rund zwei Milliarden Euro auf die Kraftwerke vornehmen. Unter dem Strich steht für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Nettoverlust von 200 Millionen Euro.

Energieaktien im Tiefflug

Verärgert sind die kommunalen Aktionäre auch, weil sie im Aufsichtsrat der geplanten neuen Tochtergesellschaft NewCo (Arbeitsname) nicht vertreten sein sollen. Für die kommunalen Aktionäre sei dort kein Platz, habe RWE-Vize-Chef Rolf Martin Schmitz unmissverständlich gesagt, berichten die Kommunen. An Entscheidungen für die neue Gesellschaft, in der RWE die Geschäfte mit Ökostrom, Netze und den Vertrieb bündeln will, wären die kommunalen Anteilseigner dann nicht unmittelbar beteiligt.

Bis Ende des Jahres will RWE für die neue Tochter Investoren suchen, die sich mit rund zehn Prozent an der Tochter beteiligen sollen. Das Geld soll in Investitionen bei NewCo gesteckt werden.

Ohne wenigstens einen oder zwei Sitze im neuen Aufsichtsrat hätten die kommunalen Anteilseigner kein Mitspracherecht über zukünftige Gewinnausschüttungen der neuen Tochter und wären auch an sonstigen strategischen Entscheidungen für die grüne Tochter nicht beteiligt.

"Wir warten auf eine vertrauensbildende Maßnahme vom Vorstand"

Noch sei hier das letzte Wort nicht gesprochen, sagt nun vor der morgigen Aufsichtsratssitzung ein RWE-Aufsichtsratsmitglied gegenüber der WirtschaftsWoche.

Dass die kommunalen Aktionäre überhaupt keinen Sitz im neuen Kontrollgremium der neuen Tochtergesellschaft hätten, das wäre noch längst nicht vom Tisch. Für die Kommunen jedenfalls wäre das ein Schritt in Richtung Konsens. „Es gibt real überhaupt keinen Grund, warum die kommunalen Aktionäre nicht im neuen Aufsichtsrat der NewCo vertreten sein sollten“, sagt Ernst Gerlach, Geschäftsführer der kommunalen Aktionäre der WirtschaftsWoche. „Wir warten auf eine vertrauensbildende Maßnahme vom Vorstand.“

Das Verhältnis zwischen den kommunalen Aktionären und dem RWE-Vorstand ist schon lange massiv gestört. Immer wieder kritisierten die kommunalen Anteilseigner den niederländischen Spitzenmanager, er habe viel zu lange gewartet, eine neue Strategie zu entwickeln, wie er den Ruhrkonzern aus der Krise führen will. Massive Sparprogramme des Konzernchefs trugen die Kommunen trotzdem immer mit.

Terium will die Tochtergesellschaft NewCo selbst führen

Werner Müller, den Chef der RAG-Stiftung, hätten einige der Kommunen sehr gern als Nachfolger des langjährigen RWE-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Schneider, gesehen. Müller verstehe das Energiegeschäft, habe einen guten Draht in die Politik und hätte mit seiner RAG-Stiftung für die Steinkohle schon bewiesen, wie Krisen in der Energiebranche zu meistern sind, argumentierten einige Kommunen. Durchsetzen konnten sie sich mit ihrem Wunsch nicht. Statt Müller ist nun Aufsichtsratsmitglied Werner Brandt als neuer Vorsitzender des RWE-Kontrollgremiums gesetzt. Auch damit haben sich die Kommunen abgefunden.

Sauer aufgestoßen ist den Kommunen zuletzt auch der Rauschmiss von RWE-Deutschland-Chef Arndt Neuhaus. Der war bei ihnen sehr geschätzt. Doch für den langjährigen Energiemanager fand Terium bei dem nun geplanten Umbau des Konzerns keine passende Führungsposition mehr.

Wie es aus Vorstandskreisen heißt, habe Arndt Neuhaus praktisch ein „Eigenleben“ im Konzern geführt. Will sagen: Der eigenmächtige Manager passte Terium als unmittelbarer Konkurrent schon lange nicht mehr in den Kram.

Den geplanten Umbau nutzte der RWE-Konzernboss, Neuhaus endlich loszuwerden. Die neue grüne Tochtergesellschaft will Terium selbst führen. Chef der RWE AG in dem das finanziell angeschlagene Geschäft mit Kohle- und Atomkraftwerken bleiben soll, soll der derzeitige Vize-Chef Rolf Martin Schmitz werden.

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