...das klingt wie aus dem Handbuch der Manager-Stereotype. Geht es ein wenig konkreter?
Bei der Kostenkontrolle haben wir uns beispielsweise erstmals sehr tief mit unseren Produktions- und Logistikprozessen beschäftigt. Und zwar vom Lieferanten bis zum Kunden sowie mit den Produktkosten.
Denn die Analyse der Herstellkosten zeigt, dass wir einen sehr hohen Materialkostenanteil haben. Das ist eine der wichtigen Stellschrauben für Kostensenkungen.
Das ist in den ganzen Jahren vorher niemandem aufgefallen?
Doch, bestimmt. Aber in Zeiten rasanten Wachstums, steigender Nachfrage und Verkäufermärkten war es wichtiger, immer genügend Rohstoffe und Komponenten für die Produktion vorrätig zu haben, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, ob das ein oder andere Bauteil vielleicht zwei Tage zu lange auf Lager liegt oder einen Cent preiswerter produziert werden könnte.
Können Sie mit Rationalisierung und besserer Logistik überhaupt noch viel reißen angesichts der aggressiven Konkurrenz aus Asien?
Nur bedingt. Deshalb planen wir zusätzlich, unsere gesamte Produktion auf ein Plattformsystem umzustellen...
...wie dies die Autoindustrie schon lange macht, indem sie auf ein bestimmtes fahrendes Unterteil verschiedene Modelle mit unterschiedlicher Ausstattung montiert.
So ähnlich. Wir wollen bei der Herstellung unserer unterschiedlichen Wechselrichter in höherem Maße gleiche Bauteile verwenden. Damit können wir Mengeneffekte beim Einkauf erzielen und die Herstellkosten deutlich senken. Neue Produktgenerationen zeichnen sich also durch eine modulare Bauweise aus. Das heißt, es gibt weltweit gleiche Grundmodelle, die wir je nach Markt mit spezifischen Zusatzfunktionen ausstatten. Das reduziert die Komplexität der Produkte und damit die gesamten Kosten der Herstellung.
Kennzahlen zu Solarstrom
Fotovoltaik sind weltweit am Netz.
kommen allein 2017 dazu.
weniger Kohle- und Gasstrom werden in sieben Jahren nachgefragt.
Stromkosten sparen Solarstromerzeuger im Jahr 2020.
kostet dann die Kilowattstunde.
Was lässt sich durch eine solche teilweise Gleichschaltung der Produkte sparen?
Durch diese und andere Kosten- und Prozessoptimierungen haben wir im vergangenen Jahr Einsparungen von insgesamt 170 Millionen Euro erzielt.
Solche Verbesserungen gibt es doch nicht umsonst.
Stimmt. Dazu benötigen Sie exzellentes Know-how. Deshalb leisten wir uns rund 1.000 Mitarbeiter in der Entwicklung und haben ausdrücklich nicht die Budgets für Forschung und Entwicklung gekappt, sondern kontinuierlich von 80 Millionen Euro in 2010 auf rund 130 Millionen Euro in diesem Jahr erhöht.
Wie viel Zeit geben Sie sich für weitere Verbesserungen?
Da geht nichts über Nacht. Von der Idee, eine neue Komponente einzusetzen, bis sie tatsächlich gewinnwirksam wird, vergeht in der Regel mehr als ein Jahr.
Der deutsche Solarmarkt ist zusammengebrochen. 2013 wurden Panele mit einer Leistung von 3,3 Gigawatt verbaut, 55 Prozent weniger als 2012. Wo will SMA künftig überhaupt noch großartige Geschäfte machen?
Ganz klar jenseits der Grenzen, dort sind wir auf gutem Weg. 2009 lag unser Auslandsanteil bei knapp 40 Prozent. Heute kommen wir auf mehr als 70 Prozent. Mittlerweile sind wir mit Service- und Verkaufsbüros sowie eigenen Fabriken in 21 Ländern präsent. Wir sind nach Japan gegangen, noch bevor sich dort die schreckliche Katastrophe in Fukushima ereignet hat. So waren wir rechtzeitig vor Ort, um das bisher größte Solarkraftwerk in Japan mit unseren Wechselrichtern auszurüsten. Auch in den USA waren wir sehr früh unterwegs. In Südafrika werden wir in diesem Jahr ebenfalls eine Fabrik eröffnen.