




Die seit Monaten andauernden Verhandlungen zwischen Solarworld und den Kreditgebern dürften deutlich unterhaltsamer sein als das übliche Geschacher zwischen Schuldner und Gläubigern. Einfacher sind sie nicht. Dafür geht es um zu viel. Solarworld schuldet Anleiheinvestoren und Banken rund eine Milliarde Euro.
Dass der Konzern die Schuldenlast nicht länger aus eigener Kraft stemmen kann, ist so absehbar wie der nächste Sonnenuntergang. Im März wurde die Veröffentlichung der Bilanz verschoben. Vor wenigen Tagen räumte der Konzern einen Verlust von 520 bis 550 Millionen Euro im Jahr 2012 ein, das Grundkapital ist nahezu aufgezehrt.
Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung muss Asbeck nun seinen Aktionären das Desaster erklären.
Wann Pleiten auf das Privatvermögen des Unternehmers durchschlagen
Als Einzelkaufmann war der Unternehmer stets allein und ohne Haftungsbeschränkung verantwortlich für seine Geschäfte. Die Konzern wurde damit zur Privatinsolvenz. Allerdings verfügt seine Familie über Rücklagen.
Selbst im Pleitefall von Solarworld droht dessen Großaktionär wenig Ungemach. Dank der Rechtsform als Aktiengesellschaft bleiben seine Erträge aus früheren Aktienverkäufen und Dividendeneinnahmen unangetastet.
Jauchs Kernziel als Berater ist, eine Insolvenz zu vermeiden. Gelingt das nicht, dürfte er ein sanierungsfreundliches Insolvenzverfahren etwa über Eigenverwaltung anstreben, bei der das Management an Bord bleibt.
Sein Verhandlungsvorteil: Die Sicherheiten-Lage auf Bankenseite soll nicht optimal sein, heißt es in Finanzkreisen. Im Fall einer klassischen Insolvenz drohen den Kreditinstituten wohl noch drastischere Einbußen als bei einem Kapitalschnitt.
Jauchs Nachteil: Trotz Pleiten von Wettbewerbern bleiben große Überkapazitäten. Es stelle sich die Frage, "warum Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten sollten, wenn die Perspektiven für eine operative Erholung fehlen", sagt Ralf Reinfelder von der Münchner Sanierungsberatung Alvarez and Marsal. "Außerhalb eines Schutzschirm- oder Insolvenzverfahrens wird die Rettung extrem schwierig."
Der Vorstandschef macht die Mission nicht einfacher. Jüngst verblüffte Asbeck mit dem Ansinnen, sich für Teile der Solarsparte von Bosch zu interessieren. Selbst Jauch, der im kleinen Kreis gern von dem "blitzgescheiten Machtmenschen" an der Solarworld-Spitze schwärmt, dürfte sich schwertun, Asbecks Volte zu begründen.
Solarworld-Aktie stürzt ab
Barocker Lebensstil
Dabei neigen die beiden Solarworld-Protagonisten sonst zu friedvoller Harmonie, heißt es im Unternehmensumfeld. Beide pflegen einen rheinisch-barocken Lebensstil. Asbeck düst vorzugsweise im schwarzen Maserati durchs Land, Jauch fährt im Bentley vor. Beide sind passionierte Jäger. Asbeck baut sein Revier rund um Remagen aus, Jauch schießt am Niederrhein Fasane.