Solarworld Tag der Entscheidung bei Solarworld

Neues Jahr, altes Bild: Die Lage bei Solarworld ist ernst. Laut einem Bericht diskutiert der Aufsichtsrat eine völlige Neuausrichtung des Solarunternehmens – was auch Arbeitsplätze kosten dürfte.

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Solarworld-Gründer Frank Asbeck Quelle: REUTERS

Es war ein ungewöhnlicher Start ins neue Jahr bei Solarworld. In der ersten Januarwoche ging es für die Aktie des Solarunternehmens ausnahmsweise kräftig nach oben, der Kurs stieg von rund 2,50 auf über sechs Euro. Nachdem das Papier im Laufe des vergangenen Jahres von über zehn Euro konstant gefallen war, erschien der plötzliche Kurssprung den Märkten nicht geheuer – die Gerüchteküche brodelt, der Kurs sackte wieder ab.

Die einzige Mitteilung des Unternehmens im noch jungen Jahr – ein Elektrogroßhändler verkauft künftig Solarworld-Module – war kaum die Ursache für die zwischenzeitliche Verdopplung des Aktienkurses. Vielmehr spekuliert die Branche über eine Einigung mit Hemlock. Ein US-Gericht hatte Solarworld im vergangenen Jahr zu einer Zahlung von 800 Millionen Dollar an den Siliziumlieferanten verurteilt. Eine Summe, die Solarworld kaum aufbringen kann – eine außergerichtliche Einigung auf eine deutliche niedrigere Summe wäre daher ein Segen für das deutsche Solarunternehmen.

Mit einer möglichen Einigung wäre eine wichtige und existenzbedrohende Baustelle für Solarworld geschlossen – aber bei Weitem nicht die einzige. Im Tagesgeschäft gibt Solarworld weiterhin mehr Geld aus als es einnimmt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, fordern einige Aufsichtsräte angesichts der ernsten Lage sogar eine völlige Neuausrichtung des Konzerns. Demnach solle sich das Unternehmen auf einzelne spezialisierte Produkte konzentrieren und die Kosten massiv senken.



Bislang hat Solarworld eine für die Branche ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe. Das beginnt mit der Verarbeitung des angelieferten Siliziums bis hin zur Montage der gesamten Module. Warburg-Research-Analyst Roshan Zamir schätzt, dass die Produktionskosten von Solarworld bei etwa 0,46 Euro pro Watt liegen. Der Weltmarktpreis für polykristalline Solarmodule beträgt laut der Marktforschungsfirma PV Insights aber nur 0,34 Euro pro Watt. Ein mögliches Szenario, das der Aufsichtsrat diskutiert: Solarworld gibt einige Produktionsschritte auf und kauft mehr Teile günstig zu und konzentriert sich etwa auf die Montage und Vertrieb der Module. Das senkt die Produktionskosten enorm – aber auch den Personalbedarf.

Am Donnerstag tagt das zwölfköpfige Gremium in Bonn und soll "tabulos" über die Neuausrichtung diskutieren. Einige Kontrolleure sollen vom Vorstand um Gründer Frank Asbeck eine nachhaltige Gesamtstrategie gefordert haben, da sich die Geschäfte nach der Restrukturierung 2013 nicht wie versprochen positiv entwickelt hätten. Ob bei der Aufsichtsratssitzung auch schon Beschlüsse gefasst werden, sei aber unklar.

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