Stiebel Eltron Mittelständler attackiert Merkels Energiepolitik

Nur wenige Unternehmen traktieren die Bundesregierung so sehr wegen der Energiewende wie Stiebel Eltron, der Erfinder des Durchlauferhitzers. Was treibt ausgerechnet den einstigen König der Stromfresser dazu?

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Warmwasserspezialist Ulrich Stiebel setzt auch nach der Energiewende auf Durchlauferhitzer Quelle: Stefan Kröger für WirtschaftsWoche

Andere würden bei dem Blick aus der Chefetage im fünften Stock die Seele baumeln lassen. Die Weser schlängelt sich durch grüne Wiesen und Felder. Am Horizont erheben sich sanft die Hügel des Weserberglands.
Ulrich Stiebel fällt jedoch etwas anderes ein, wenn er alle zwei Wochen von seinem Wohnsitz in Bayern hierher reist, ins niedersächsische Holzminden, an den Sitz seines Unternehmens Stiebel Eltron. "Wenn
ich hier bin, dann setze ich mich zum Arbeiten einfach in einen freien Konferenzraum", kokettiert der 62-Jährige gern. Ihm und seinem Bruder gehört die Firma.

Einen freien Raum suchen und zum Arbeiten hinsetzen, das bedeutet für Stiebel in jüngster Zeit immer häufiger, dass er sich mit seiner vierköpfigen Geschäftsführung gemeinsam die Haare rauft: über die sich schleppende Energiewende. Denn während Wettbewerber wie Vaillant, Viessmann oder Buderus dazu bisher schwiegen, mischen sich Stiebel und seine Manager immer mehr in die Energiepolitik ein.

Ein exklusives Ranking der WirtschaftsWoche zeigt, welche Bundesländer bei der Energiewende am weitesten sind und wo die Schwächen der Verlierer liegen.

„Die mangelnde politisch-administrative Koordination erweist sich als großes Hemmnis, ja weithin als Blockade“, schrieb vor einigen Wochen Stiebel-Eltron-Chef Rudolf Sonnemann an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der energiepolitische Richtungswechsel erfordere eine entschlossene und kraftvolle politische Führung, am besten ein neues Ministerium, das ausschließlich für Energiefragen zuständig ist.

Bundesländer blockieren Energiewende

Der Brief war der jüngste Höhepunkt einer regelrechten Kampagne in Energiefragen, die Stiebel und seine Manager schon länger gegen Berlin fahren. So schrieb Stiebel-Chef Sonnemann schon im Juni 2010, also noch vor dem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft, in einem offenen Brief an die Kanzlerin: "Die von der Bundesregierung formulierten Klimaziele sind mit der aktuellen Politik nicht erreichbar. Arbeitsplätze im Bereich erneuerbare Energien sind in ganz Deutschland in Gefahr!"

Ein Jahr später, das Atomdesaster von Fukushima war passiert, verschärfte Stiebels oberster Manager den Ton: "Die Brücke zur regenerativen Energiewelt sollte nun nicht vorherrschend mit endlichen und umweltbelastenden
fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas gezimmert werden."

Am meisten prangern Stiebel und seine Geschäftsführer zurzeit öffentlich an, dass die steuerliche Förderung von Energiesparmaßnahmen an Gebäuden im Bundesrat festgefahren ist, weil die Bundesländer das Gesetz blockieren. "Das liegt an den Kommunen, die befürchten Steuerausfälle", sagt Stiebel. Dafür, so glaubt er, bestehe aber eigentlich kein Grund, denn die Steuereinnahmen durch die Mehrarbeit für die Handwerker würden die Ausfälle kompensieren.

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