Stiebel Eltron Mittelständler attackiert Merkels Energiepolitik

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Neuanfang nach 1944

Angestellte des Heizungsbauers Buderus sind im Werk Lollar bei Gießen mit der Herstellung von Heizungssystemen beschäftigt Quelle: dpa/dpaweb

Die Firma hatte ebenfalls in Siebzigerjahren die Produktion von Wärmepumpen aufgenommen und erwirtschaftet damit heute etwa die Hälfte des Umsatzes von 200 Millionen Euro. Genauso wenig wie den typischen mittelständischen Tüftler verkörpert Stiebel die Sorte Familienunternehmer, die nach der totalen Macht im eigenen Laden giert. Die Tradition beschränkt sich im Wesentlichen auf Halle eins der 35 Produktionsgebäude.

Hier hatte Vater Theodor 1944 nach der Zerstörung seiner Fabrik in Berlin den Neuanfang gewagt. 2007 wurde der 6000 Quadratmeter große Neubau eingeweiht, in dem heute so viel Wärmepumpen produziert werden wie kaum sonst wo in Europa. Die neue Halle in dezentem Grau hat nichts mehr gemein mit den übrigen Gebäuden, deren blaue Verkleidung über die Jahre von Wind und Regen verblichen ist.

Dafür trägt sie den Namen des Unternehmensgründers – und irgendwie auch das Schicksal des Jahres 1960 in sich, als Theodor Stiebel sich das Leben nahm. Ulrich Stiebel war damals elf und Schwester Angelika zwölf Jahre alt, Bruder Frank war noch im Kindergartenalter. Bis zur Volljährigkeit wurden die Firmenanteile der drei von einem amtlichen Vormund verwaltet.
Das hat das Unternehmen bis heute geprägt. Frank ist frühzeitig in die USA ausgewandert, Angelika nach Neuseeland. Nur Ulrich blieb hier und arbeitete nach dem Studium drei Jahre beim Lebensmittelmulti Unilever in Bayern. Seitdem ist sein Lebensmittelpunkt in der 6300-Seelen-Gemeinde Obergünzburg im Allgäu.

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Inzwischen halten Ulrich und sein acht Jahre jüngerer Bruder Frank jeweils 50 Prozent an der Firma, der Verkauf war nie eine Option. "Ach was", winkt Ulrich Stiebel ab. Bruder Frank ist Architekt und führt die Geschäfte in Nordamerika. Die Leitung des Unternehmens haben sie einer vierköpfigen Geschäftsführung übergeben.

Kein Druck auf die nächste Generation

"Es ist gut, dass wir uns als Familie zurückgenommen haben. Ein externes Management hat sich sehr bewährt", sagt Ulrich Stiebel. Zusammen mit Frank sitzt er im Aufsichtsrat und beteiligt sich darüber hinaus mit seinem auf
300 Millionen Euro geschätzten Privatvermögen an anderen aussichtsreichen Unternehmen.

Darunter ist der Pumpen- und Regeltechnikhersteller ASV Stübbe im westfälischen Vlotho, der 2010 mit 180 Mitarbeitern gut 16 Millionen Euro umsetzte. Beim Gedanken an die Nachfolger holt Ulrich Stiebel die Vergangenheit ein. "Ich hatte keine Wahl", erinnert er sich. Er habe sich immer sehr an seinem Vater orientiert und deshalb wahrscheinlich auch die Leitung der Firma übernommen.

Auf seine eigenen Kinder, die Zwillinge Kai und Fabian, 27, sowie Andrea, 25, will er keinen Druck ausüben. "Natürlich werde ich meinen Anteil an meine Kinder vererben", sagt Ulrich Stiebel, "ob sie auch operativ tätig werden wollen, das müssen sie dann selbst entscheiden."

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