




Mit so wenig Auswahl hätte Birgit Friedel nicht gerechnet. Mehr als 1000 Stromanbieter gibt es mittlerweile in Deutschland, darunter einige Dutzend Billigvermarkter. Trotzdem landete die kaufmännische Angestellte bei der Suche nach dem günstigsten Stromtarif für ihren Drei-Personen-Haushalt in Düsseldorf auf dem Internet-Vergleichsportal Verivox immer nur bei zwei Unternehmen: Almado Energy aus Köln und Extraenergie aus dem benachbarten Neuss.
Bis Platz 20 war das Duo aus dem Rheinland stets preiswerter als die Konkurrenz, mal der eine, mal der andere. Gleich 14-mal rangierte Almado Energy oder die Markentochter Immergrün unter den Top 20: mit so knackigen Stromtarifnamen wie exakt & günstig, Ökosiegel B oder Wasserkraft 6. Sechsmal zählte Extraenergie samt Markentochter prioenergie mit verschiedenen Tarifen zu den 20 preiswertesten Stromanbietern. Erst auf Platz 23 tauchte mit der Energieversorgung Deutschland EVD aus Chemnitz, ein dritter Anbieter auf.
Wie kann es sein, dass zwei Anbieter die Konkurrenz dermaßen ausstechen, dass keiner der anderen Billigstromer es unter die 20 preiswertesten schafft? "Das ist in der Tat ein kurioses Phänomen", sagt Udo Sieverding, Leiter des Fachbereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. "Wir vermuten, dass manche Anbieter ihre Tarife so lange unterschiedlich konfigurieren, bis sie bei den Vergleichsportalen auf vorderen Plätzen landen." Im Klartext: Neukundenboni, Vorauskasse, Paketpreise oder Preisgarantien werden je nach Bedarf kombiniert, bis die Top-Position sichergestellt ist.
Experten bezweifeln Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle
Das Thema ist brisant. Der Billigstromanbieter Flexstrom aus Berlin mit seinen etwa 500 000 Kunden ist seit Anfang April pleite. Im Sommer 2011 hatte der Wettbewerber Teldafax eine Insolvenz mit den meisten Gläubigern aller Zeiten hingelegt: 700 000 Kunden. Damit rücken zwangsläufig Billiganbieter ins Rampenlicht, die ebenfalls Kunden anlocken, indem sie ihnen große Versprechen machen: entweder dauerhaft billigen Strom zu liefern oder dicke Prämien zu überweisen. Sie müssen sich nun umso mehr die Frage nach ihrem Geschäftsmodell stellen lassen.
Zu dieser Sorte Anbieter zählen auch Almado Energy und Extraenergie. Beide ködern Neukunden mit üppigen Prämien von mehr als 200 Euro, wenn sie zu ihnen wechseln. Experten wie Verbraucherschützer Sieverding bezweifeln, ob sich das für die Unternehmen rechnet. Schließlich verdiene ein Energieversorger im Schnitt nur rund 50 Euro pro Jahr an einem Stromkunden, weiß Sieverding. Um also zu überleben, müssten die Tarife spätestens im zweiten Jahr dramatisch erhöht werden.