Strom selbstgemacht Ikea steigt den Kunden mit Solarzellen aufs Dach

Ikea-Solstrale-Solaranlage auf einem Hausdach. Quelle: obs

Sonnenstrom ab 4750 Euro - der schwedische Möbelriese Ikea steigt in das milliardenschwere Geschäft mit Solaranlagen für den Hausgebrauch ein.

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Man muss diese Schweden einfach mögen. Köttbullar, Kinderparadies, Kallax-Regale, kumpelhaftes Duzen. Und nun das: „Der Klimawandel ist Fakt. Das wissen wir alle. Wir möchten dich dabei unterstützen, etwas dagegen zu tun. Denn die Erde ist unser aller Zuhause. Darum sorgen wir dafür, dass die sauberste Energiequelle auch für dich erschwinglich ist“.  Über 700.000 Solarmodule habe das Unternehmen selbst schon auf seine Möbelhäuser gepflanzt, berichten die Schweden. „Nun wollen wir auch unseren Kunden die Möglichkeit geben Solarenergie zu produzieren.“

Tack så mycket - danke Ikea.

In anderen Ländern laufen die Tests und Versuche mit den Solarmodulen fürs Eigenheim schon seit Jahren. Jetzt ist es auch in Deutschland soweit. Seit Anfang Oktober verkauft Ikea in fünf Filialen Solaranlagen. Solstrale nennen sich die dunkelgrauen Platten für das Hausdach. Das Klima retten sollten vorerst aber nur jene Kunden, die in der Nähe von Ikea-Filialen in Kaarst bei Düsseldorf, Eching bei München, Walldorf bei Heidelberg, Ulm und Freiburg wohnen. Denn der Verkauf ist vorerst auf diese Standorte beschränkt.

Schließlich sollte der Kunde nicht umweltschädlich hunderte Kilometer quer durchs Land fahren. In den fünf von bundesweit mehr als 50 Ikea-Filialen können sich Kunden vor Ort via eigens eingerichteter Verkaufsstellen samt Solar-Rechner beraten lassen und prüfen, ob sich eine Anlage überhaupt lohnt, wie viel Strom sie sparen können und was eine maßgeschneiderte Anlage kosten würde. Für Anfang kommenden Jahres plant Ikea dann den bundesweiten Verkauf. Dann soll das Angebot auch online über die Website verfügbar sein. Erklärtes Ziel von Ikea ist es, der größte Einzelhändler für private Fotovoltaik-Dachanlagen der Welt zu werden.

In der vergangenen Dekade sind die Preise für Fotovoltaikanlagen dramatisch gefallen. Kosteten Anfang 2006 beispielsweise schlüsselfertige Aufdach­Anlagen bis 10 kWp (Kilowatt-Peak) im Schnitt rund 5000 Euro/kWp, liegt aktuell der Durchschnittspreis nur noch bei knapp 1200 Euro/kWp. Der Preis einer Anlage hängt dabei jedoch stark von der Qualität und Art der Solarmodule ab. Diese machen den Großteil der Anlagenkosten aus.

Eine komplett installierte, schlüsselfertige Ikea-Solaranlage soll laut den Schweden für ungefähr 4800 Euro inklusive Mehrwertsteuer erhältlich sein. In diesem Angebot ist eine Anlagenleistung von 2,2 Kilowatt vorgesehen. Verbaut werden polykristalline Solarmodule von Canadian Solar (made in China) und SolaX-Wechselrichter (made in China). Beim Angebot „Solstrale Plus“, dass ab 5075 Euro erhältlich ist, sind monokristalline Solarmodule von JA Solar (made in China) und ebenfalls SolaX-Wechselrichter enthalten. Für Flachdächer wird es zunächst keine Anlagen geben, entsprechende Angebote sollen jedoch in den kommenden Monaten ebenfalls verfügbar sein.

Zusammenarbeit mit Solarcentury

Wie das Branchenmagazin PV Magazine berichtet, könne optional auch ein Batteriespeicher von LG Chem erworben werden. Dann werde ein Komplettpaket samt Heimspeicher in der kleinsten Variante dann 7602 Euro kosten. Das Anlagen-Paket sei auf eine Leistung von 9,9 Kilowatt skalierbar. Dieses Paket koste ohne Batteriespeicher dann 10 600 Euro. Für Module, Wechselrichter und Batteriespeicher gibt es laut IKEA-Angebot eine Produktgarantie von zehn Jahren. Zudem ist im Angebot eine Installationsgarantie für die Solaranlage von sechs Jahren enthalten.

In Deutschland setzt der Möbelkonzern für sein Photovoltaik-Angebot auf die Zusammenarbeit mit Solarcentury, mit dem die Schweden schon in Großbritannien, den Niederlanden und Belgien zusammenarbeiten.  Das britische Unternehmen, das keine Module selber baut sondern Fotovoltaik Anlagen plant und ausführt, sei laut PV Magazine derzeit dabei, die deutsche Tochter Solarcentury Microgen (Deutschland) GmbH zu gründen, über die das Geschäft dann abgewickelt werde.

Der schwedische Möbelkonzern habe sich zuvor nach einem deutschen Unternehmen als Partner umgeschaut, sich dann jedoch für die Ausweitung der Zusammenarbeit mit Solarcentury entschieden, heißt es. „Wir haben den Markt intensiv nach der besten und auch preisgünstigsten Alternative für unsere Kunden untersucht“, begründete Armin Michaely, Nachhaltigkeitsmanager IKEA Deutschland, die Entscheidung.

Grundsätzlich können neu errichtete Fotovoltaik-Anlagen sowohl durch Einspeisung von Strom in das Netz als auch durch Eigenverbrauch Erträge bringen - obwohl der Gesetzgeber beide Geschäftsmodelle durch ein Bündel von Maßnahmen beschneidet, sind aufgrund der stark gesunkenen Preise für Module gute Renditen möglich. Dies gilt für Anlagen ohne oder mit nur geringem Eigenverbrauch.

Das Fraunhofer-Institut kommt zu dem Schluss, dass sich Eigenverbrauch umso mehr lohne, je größer die Differenz zwischen den Bezugskosten für Strom und den Stromgestehungskosten der Solaranlage ausfalle.  Auch die Stiftung Warentest hatte erst kürzlich berichtet, dass sich eine neue Solaranlage auf dem Dach wieder lohnt. Wer einen üblichen Preis zahlt und ein Viertel des Stroms selbst nutzt, erwirtschaftet demzufolge je nach Sonnenausbeute eine Rendite von 5,6 bis acht Prozent. Der übliche Preis beläuft sich demnach auf 1300 Euro je Kilowatt Peak inklusive Montage ohne Mehrwertsteuer. Selbst mit einem nach wie vor relativ kostspieligen Batteriespeicher könne die Anlage sich heutzutage lohnen, weil Strom aus dem Netz so teuer ist.

Begonnen hatte Ikea mit der Vermarktung von Modulen schon vor rund zwei Jahren. Die ersten Anlaufpunkte waren Filialen in Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz. In diesen drei Ländern hatte der schwedische Möbelkonzern bereits zuvor Erfahrungen im Verkauf von Solarmodulen gesammelt. Diese seien erfolgreich verlaufen, teilte Ikea seinerzeit mit. Die Kunden hätten das Angebot sehr gut angenommen. Sie schätzten dabei die Einfachheit und Transparenz gepaart mit der Möglichkeit, saubere Energie zu einem erschwinglichen Preis zu produzieren.

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