Stromversorgung Der Stand der Energiewende ist alarmierend

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Strompreis wird steigen

Ein Frau betrachtet während einem Stromausfall ein Umspannwerk Quelle: dpa

Dieses Alarmsignal spiegelt nur die Situation an der Preisfront vor rund einem halben Jahr wider, als die Daten erhoben wurden. Weitere Schübe, die den Strom zusätzlich verteuern, sind sicher:

  • Allein der Essener Energiekonzern RWE kündigte vorige Woche an, dass rund 1,5 Millionen Kunden ab August 1,79 Cent pro Kilowattstunde mehr bezahlen müssen. Der Strom verteuert sich dadurch um bis zu 6,7 Prozent.
  • Auch der Stromtransport droht so manche Budgets zu sprengen. So entschied das Oberlandesgericht Düsseldorf Anfang Juni, dass die Bundesnetzagentur in der Vergangenheit den Anlagenwert der deutschen Netze zum Nachteil der Betreiber zu niedrig kalkuliert hat. Wird das Urteil rechtskräftig, bedeutet dies: Die Betreiber können die Entgelte, die sie für den Transport des Stromes verlangen und auf den Strompreis schlagen dürfen, erhöhen, um auf die ihnen genehmigte Kapitalrendite von 9,05 Prozent zu kommen. Schuld daran ist nach Meinung des Gerichts die Bundesnetzagentur, die "gravierende Fehler" bei der Berechnung des Wertes der deutschen Strom- und Gasnetze begangen habe.

Hohe Bezuschussung für alte Solaranlagen

Was das bedeutet, ist noch nicht abzusehen. Denn die Netzbetreiber dürfen sich dem Urteil zufolge das Geld nicht nur in Zukunft und rückwirkend holen. Auch die Kosten für den notwendigen Ausbau der landesweiten Stromautobahnen sowie die Unterwasserkabel zu Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee, die auf 30 Milliarden Euro taxiert sind, könnten höher ausfallen.

  • Ebenso trügerisch erweist sich die gegenwärtige Höhe der Umlage, die Verbraucher nach dem Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) letztlich an die Erzeuger von Wind- und Solarstrom überweisen müssen. Zwar stieg der Zwangsobolus 2011 nur minimal auf 3,53 Cent pro Kilowattstunde (in diesem Jahr: 3,59 Cent). Doch auch das könnte sich ändern. Der Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Holger Krawinkel, sieht Indizien dafür, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr auf 5 Cent pro Kilowattstunde steigen wird. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden müsste dadurch pro Jahr 70 Euro mehr für Strom ausgeben.

Grund sind die Vergütungen, die Wind-, vor allem aber Solarstromerzeuger für die vorrangige Einspeisung ins Netz kassieren. Allein die bis Ende 2011 installierten Solaranlagen müssen von den Stromkunden in den nächsten 20 Jahren mit 100 Milliarden Euro bezuschusst werden.

Bremsen ließe sich ein weiterer Anstieg nur durch eine grundlegende Änderung des EEG sowie durch niedrigere Vergütungen allen voran für die Solarenergie. Eine Erhöhung der EEG-Umlage auf mehr als vier Cent pro Kilowattstunde sei den Verbrauchern nicht zuzumuten, sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring Ende Mai. Doch schon den aktuellen Kürzungsversuch hat der Bundesrat erst mal gestoppt.

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