Das Ergebnis ist besorgniserregend:
- Die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung erreichte Ende 2011 eben noch 48 Prozent (2010: 53 Prozent) des Zielwertes. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Stromversorgung bis 2020 wirtschaftlich und bezahlbar bleibt.
- Richtig abgestürzt ist von 2010 auf 2011 die Sicherheit der Stromversorgung – von 99 auf 61 Prozent im Jahr 2011. Weder Unternehmen noch private Haushalte können davon ausgehen, in gut knapp zehn Jahren so problemlos mit Strom versorgt zu werden wie 2010.
- Zwar nahm die Umweltverträglichkeit der Stromversorgung durch den gestiegenen Anteil der Wind- und Solarenergie zu. Gleichwohl ist nach heutigem Stand offen, ob dies so bleibt.
- Allenfalls die mehrheitliche Zustimmung der Bevölkerung zur Energiewende schien bis zuletzt gesichert.
"Um die Energiewende erfolgreich umsetzen zu können, kommt es vor allem darauf an, Transparenz zu schaffen und für Planungssicherheit bei den Unternehmen zu sorgen", warnt Martin Sonnenschein, Deutschland-Chef von A. T. Kearney. Insofern leisteten die Ergebnisse des Checks "einen wesentlichen Beitrag, die Handlungsbedarfe aufzuzeigen".
Vieles läuft in die falsche Richtung
Damit untermauert das Monitoring von WirtschaftsWoche und A. T. Kearney das große Unbehagen, das in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft grassiert, erstmals mit Zahlen. "Die Energiewende gleicht einem Experiment, in dem sich zahlreiche Faktoren gegenseitig beeinflussen und das einen ungewissen Ausgang hat", wetterte Anfang Juni BDI-Präsident Keitel. Weil seine Mitgliedsunternehmen nicht länger auf Entscheidungen aus Berlin warten wollen, kündigte er den Start einer eigenen "Kompetenzinitiative Energie" an, in der "Partner aus Industrie und Wissenschaft gemeinsam die Welt der Energiewende beleuchten" sollen. Erste Ergebnisse des Tests, an dem die Unternehmensberatung Boston Consulting Group und das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln mitwirken, sollen allerdings erst im Oktober vorliegen.
Dabei ist der politische Handlungsdruck groß und vieles läuft schon jetzt bei der Energiewende nachweislich in die falsche Richtung, wie das Monitoring von WirtschaftsWoche und A. T. Kearney klar zeigt.
Besonders offenkundig wird dies bei der Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung. Im Jahr 2010, vor der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima, lagen die Frühwarnindikatoren für Strompreissteigerungen bereits im roten Bereich. Ein Jahr später hat sich daran nichts gebessert. Und der Trend setzt sich in diesen Tagen dramatisch fort. Einer der Gründe ist die Preissteigerung bei Öl, Gas und Kohle, also für Energie, die entweder die privaten Haushalte zum Heizen oder die Kraftwerke zur Stromerzeugung benötigen.