Stromversorgung Der Stand der Energiewende ist alarmierend

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Vorteile durch mehr Wettbewerb

So weit ist die Energiewende
Ziel: Sichere Stromversorgung
Umweltfreundliche Energieversorgung
Bezahlbare und wirtschaftliche Energieversorgung
14 - Umfragen Quelle: Studie A.T. Kearney/ Wirtschaftswoche

Einziges Trostpflaster vor allem für die privaten Haushalte dürfte der zunehmende Wettbewerb auf dem Strommarkt sein. So prognostiziert Dietrich Neumann, Leiter des Energie-Bereichs bei A. T. Kearney, der Energiewirtschaft "eine stärkere Dezentralisierung der Erzeugung". Eine Fülle neuer Marktteilnehmer würde in den kommenden Jahr auftreten, zum Beispiel Unternehmen aus der Telekommunikations- und der IT-Industrie. Diese würden Verkaufsplattformen für preisgünstigere Stromlieferverträge bieten.

Nicht viel besser als bei der Wirtschaftlichkeit der Energiewende sieht es bei der Versorgungssicherheit aus. Zwar mutet das Bild auf den ersten Blick eher freundlich an, da es 2011 im Großen und Ganzen nicht zu sehr viel mehr Netzausfällen als im Vorjahr gekommen ist.

Die Ursache, dass es in einzelnen Ballungszentren trotzdem zu häufigeren Störungen kam, sieht die Bundesnetzagentur allerdings nicht in der Energiewende. "Versorgungsgefährdungen aufgrund des Kernkraftausstiegs oder die Verlegung von der zentralen Kraftwerksproduktion auf dezentrale Erzeugung mittels regenerativer Energien hatten in keinem Fall einen erkennbaren Zusammenhang mit den Beeinträchtigungen", meldet die Behörde, "auch wenn dies seitens einzelner Unternehmer anders wahrgenommen werden mag."

Ausbau erneuerbarer Energien liegt im grünen Bereich

Dass die Prognose von WirtschaftsWoche und A. T. Kearney für die Versorgungssicherheit trotzdem negativ ist, hat andere Gründe. Zum einen erfüllt der Ausbau der Transporttrassen für Ökostrom zu weniger als 50 Prozent den Soll-Wert. Zum anderen ist die Kraftwerksreserve, die bei Versorgungsengpässen abgerufen werden muss, 2011 auf mickrige elf Prozent gegenüber 2010 gesunken. Ein beängstigender Wert, zumal Anfang Dezember ein österreichisches Ölkraftwerk aushelfen musste, damit in Süddeutschland nicht die Lichter ausgingen. Befürworter des Atomausstiegs interpretieren den Rückgang als Beweis für langjährige Überkapazitäten im Kraftwerkspark.

Weit im grünen Bereich liegt die Energiewende aktuell beim Ausbau der erneuerbaren Energien. 35 Prozent des Stroms sollen bis 2020 aus grünen Quellen wie Sonne, Wind oder Wasser stammen. Mit 20 Prozent Ende 2011 liegen Solaranlagen, Wasserkraftwerke und Windmühlen voll im Plan. Um die sonnigen Pfingstfeiertage gab es sogar einen Rekord: Laut Angaben des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien steuerte Ökostrom in Deutschland mehr als 20 Gigawatt bei, das entsprach einer Leistung von 20 Atomkraftwerken. Im Jahresdurchschnitt tragen die Solaranlagen aber nur zu drei bis vier Prozent zum Strommix bei – ein krasses Missverhältnis zu den 100 Milliarden Euro Subventionen in Form der EEG-Umlage.

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