Ukraine-Krieg IfW-Präsident Görg empfiehlt der EU Strafzölle auf russisches Gas

Nach Ansicht von Holger Görg, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, können Strafzölle auf russisches Gas „gut wirken“. Quelle: REUTERS

Die Zeit für Strafzölle der Europäischen Union auf Gasexporte aus Russland ist reif, glaubt Holger Görg, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Was ihn zu dieser Annahme bringt und welche Folgen er erwartet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:


Nach Ansicht von Holger Görg, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, können Strafzölle auf russisches Gas „gut wirken“. Das sagte er im Energie-Podcast High Voltage der WirtschaftsWoche. Zölle der Europäischen Union auf Gasexporte aus Russland seien eine „gute Möglichkeit“, Exporte aus anderen Ländern zu stärken.

Görg, der als Berater für die Weltbank, die Europäische Kommission und die Vereinten Nationen tätig war, warnt jedoch, dass durch Strafzölle, die von der EU verhängt und eingenommen würden, die Gaspreise stark steigen könnten. Deshalb müsste von den politisch Verantwortlichen „sehr klar kommuniziert werden, warum es den Preisanstieg gibt und was mit den zusätzlichen Einnahmen des Staates passiert“. Görg schlägt vor, dass mit den Zolleinnahmen die Bevölkerung in der EU „entschädigt wird“ und somit einen Ausgleich für die hohen Energiepreise erhält.

Zölle auf russisches Gas seien nur dann ein taugliches Instrument, wenn es Alternativen zum russischen Gas gebe, sagt Görg. Nur dann könnten Zölle eine Lenkungswirkung haben und andere Lieferländer gestärkt werden, weil sie nicht mit Zöllen belegt sind. Weil es „jetzt schon sehr viel besser aussieht bei den Alternativen zum russischen Gas als noch vor einem Monat“, so Görg, böten sich Zölle nun als zusätzliches Mittel an, um schneller von russischer Energie unabhängig zu werden. Gerade für die Übergangszeit bis zu einer vollständigen Loslösung von russischem Gas seien Zölle ein sinnvolles Instrument.

Russland könne auch bei Strafzöllen auf Gas aber noch weiter mit hohen Einnahmen aus dem Energiegeschäft mit der EU rechnen könne, so Görg. Um das Regime in Russland unter Druck zu setzen, sei der Stopp von Exporten nach Russland wesentlich wirksamer: „Die effektivste Maßnahme, wären Exportsanktionen“. Wenn Russland wichtige Waren aus dem Westen, aber möglichst auch aus China und Indien, nicht mehr erhalte, dann hätte das für das Land spürbare Folgen. Deviseneinnahmen aus dem Energiegeschäft seien dann wenig nützlich: „Devisen kann man nicht essen.“

Jetzt reinhören: Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Holger Görg erklärt im Podcast High Voltage, wie Zölle auf russisches Gas Russland wirtschaftlich treffen könnten, ohne die eigene Wirtschaft zu ruinieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%