Klaus Schäfer weiß, womit man Aktionäre glücklich macht. Vor dem Chart der E.On-Aktie begrüßte er seine Aktionäre auf der ersten Hauptversammlung von Uniper. Der Kursverlauf hat es in sich: Um mehr als 75 Prozent ist die Aktie seit der Erstnotierung im vergangenen September nach oben geklettert. „Wir haben einen sehr erfreulichen Start hingelegt“, kommentierte Schäfer bescheiden.
Erst vor einem Jahr haben die Aktionäre des Versorgers E.On in der Essener Grugahalle für die Abspaltung der damals hundertprozentigen E.On-Tochter für konventionelle Stromerzeugung gestimmt. Was zunächst als „Resterampe“ des notleidenden Geschäfts von E.On mit fossiler Energieerzeugung belächelt wurde, kann Schäfer ein Jahr später in derselben Halle als Börsenstar feiern. Zuletzt hat Uniper sogar die Spitze des Nebenwerte-Index MDax erklommen.
Beachtlich ist die Kursrallye auch in Hinblick auf das erste Geschäftsjahr von Uniper, welches das Düsseldorfer Unternehmen mit einem Nettoverlust von 3,2 Milliarden Euro abschloss. Was die Aktie neben dem stabilen operativen Geschäft jedoch beflügelt, sind die Übernahmefantasien.
Denn E.On wird sich 2018 von den 47 Prozent trennen, die es noch an seiner ehemaligen Tochter hält. Als Kandidaten für die Übernahme gehandelt werden etwa der finnische Versorger Fortum, der US-Konzern KKR oder der tschechische Energiekonzern EPH.
Die Kardinalfrage der Aktionäre können die Börsenfantasien jedoch nicht beantworten: Wie will der Dinosaurier mit seinen fossilen Kraftwerkspark und dem Energiehandel in Zeiten der Energiewende überleben?
Klaus Schäfer wollte die drängende Frage in Essen mit einem simplen Zauberwort lösen: „Versorgungssicherheit“. Denn während E.On nach der Abspaltung nun die grüne Karte spielt und ganz auf erneuerbare Energien setzt, will Schäfer von den Unzulänglichkeiten der neuen Energieträger profitieren: „Als Wegbereiter der Energiewende sorgt Uniper dafür, dass Strom auch dann fließt, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.“
Wie das aussieht, kann der Uniper-Chef sehr anschaulich schildern und berichtet vom 24. Januar, als in Deutschland eine sogenannte „Dunkelflaute“ herrschte: „Kein Lüftchen“ rührte sich laut Schäfer an diesem Morgen. „Deutschlandweit standen die meisten Windturbinen still. Gleichzeitig schalteten die Menschen überall im Land die Lichter an, drehten Wasserhähne auf und stellten die Heizung höher. Woher kommt an solchen Tagen unser Strom?“