Urenco-Chef Engelbrecht "Politisch motivierte Bedenken"

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"Unser Schicksal hängt an der Kernenergie"

Nach dem Atomausstieg gibt es in Deutschland die Forderung, das es hier auch keine Uran-Anreicherung mehr geben soll. Was bedeutet das für Urenco?
Deutschland hat beschlossen, auf die Kernenergie zur Produktion von Strom zu verzichten, aber nicht, aus der Kernenergie auszusteigen. Wir betreiben in Deutschland weiter nukleare Grundlagenforschung und nukleare Entwicklung für medizinische Zwecke. Und wir produzieren weiter Komponenten für die Nutzung der Kernenergie außerhalb Deutschlands. So bauen wir Brennelemente in Lingen im Emsland oder reichern Uran im westfälischen Gronau an.

Diese Länder setzen (noch) auf Atomenergie
Hokkaido Electric Power's Tomari nuclear power station at Tomari village in Japan's northern island of Hokkaido. Quelle: dpa
Kuehlturm von Block 2 (r.) und die Reaktoren Block 2 (l.) und Block 1 (M.) des Kernkraftwerk Isar Quelle: dapd
Mitglieder der Aktion "Bern ohne Atomkraftwerk" fahren am Dienstag, 2. August 2005, vor dem Bundeshaus in Bern, Schweiz, mit einem fiktiven Atommuelltransporter auf Quelle: AP
Arbeiter gehen am 15.04.2008 an der Baustelle des größte Atomkraftwerk der Welt in Olkiluoto/Finnland vorbei Quelle: dpa
Kernkraftwerk Sellafield in Nordwestengland Quelle: dapd
Aljona Kirssanowa, die bei einer früheren Wahl zur "Miss Atom" das Motto «Atomkraft macht sexy» auf die Spitze trieb. D Quelle: dpa
Warsaw's skyline is reflected in the icy Vistula river as sun sets Quelle: dapd

Wie lange werden Sie ihre Anlage in Gronau noch nutzen können, obwohl Deutschland sich von der Atomenergie verabschiedet?
Gronau ist Anfang 2009 noch mit einer Genehmigung durch eine rot-grüne Bundesregierung und eine rot-grüne Landesregierung ausgebaut worden. Wir werden diese Kapazitäten nutzen, so lange sie uns zur Verfügung stehen. Ich sehe keine rechtliche Grundlage, auf der Gronau gestoppt werden könnte.

Aktuell auf Kritik stößt Ihre neue Lagerhalle für 60.000 Tonnen angereichertes Uran in Gronau. Bleibt es bei der für 2015 geplanten Inbetriebnahme?
Das Lager ist genehmigt, gebaut und hat keinerlei Probleme. Einige interessierte Parteien wollen das aus politischen Gründen zu einem nuklearen Endlager hochstilisieren, aber das ist völlig überzogen. Hier lagern wir jedoch nur Tri-Uran-Oktoxid, das sogenannte U308. Das ist eine Uranverbindung, die man auch in der Natur findet...

... die trotzdem gesundheitsschädlich ist.
Wir haben ihr einen erheblichen Anteil ihrer radioaktiven Komponenten entzogen, bevor wir sie lagern.

Frankreich will den Anteil des Atomstroms reduzieren, Deutschland ist ausgestiegen, in Japan gibt es Streit um die Wiederanschaltung der Meiler. Wie zukunftssicher ist das Geschäft von Urenco angesichts dessen überhaupt noch?
Dass nach dem Unfall von Fukushima immer noch viele japanische Reaktoren nicht in Betrieb sind, ist nicht geschäftsfördernd für Urenco. Unser Schicksal steht und fällt mit der internationalen Nutzung der Kernenergie. Wie das Beispiel Deutschland zeigt, gibt es politische Bedenken. Doch die Prognosen gehen davon aus, dass die Kernenergie weiter stark wächst. Weltweit werden heute mehr als 30 Reaktoren gebaut.

Wo rechnen Sie sich die besten Chancen aus?
Überall wo Kernkraftwerke gebaut werden: etwa in China. Die Ukraine, die bisher ihren Brennstoff fast ausschließlich aus Russland bezog, hat sich jetzt hilfesuchend an westliche Lieferanten gewandt. Hier tun sich neue Möglichkeiten auf.

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