Vattenfall Braunkohlesparte geht an tschechische EPH-Gruppe

Der schwedische Staatskonzern Vattenfall verkauft seine Braunkohlesparte an den tschechischen Energiekonzern EPH. An der Braunkohle hängen rund 7500 Arbeitsplätze in Brandenburg und Sachsen.

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Entscheidung über Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte erwartet Quelle: dpa

Der Energiekonzern Vattenfall will sein kriselndes Braunkohlegeschäft in Deutschland mit 7500 Beschäftigten an den tschechischen Versorger EPH abstoßen. Nach zähen Verhandlungen sei nun eine Vereinbarung mit EPH und dem Finanzinvestor PPF getroffen worden. Wegen des Verfalls der Strom-Großhandelspreise war der Wert der Tagebaue und Kraftwerke zuletzt deutlich gesunken. Umweltschützern sind die Anlagen in Ostdeutschland ebenso ein Dorn im Auge wie die Braunkohlekraftwerke von RWE im Westen. Den Wert der Transaktion bezifferte Vattenfall nicht. Die schwedische Regierung muss dem Deal des Staatskonzerns noch zustimmen.

"EPH hat seine Kompetenz im Bereich des Braunkohlegeschäfts unter Beweis gestellt und ist in Deutschland bereits durch seine hundertprozentige Tochter Mibrag aktiv", betonte Vattenfall-Chef Magnus Hall. Der Käufer übernehme das Geschäft mit Kraftwerken wie Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe sowie mehreren Tagebauen einschließlich aller Anlagen, Verbindlichkeiten und Rückstellungen. Während der ersten drei Jahre nach dem Verkauf dürften keine Dividenden an dem neuen Eigentümer gezahlt oder Rückstellungen aufgelöst werden. Vattenfall rechnet mit einer Genehmigung des Verkaufs durch die Regierung in Stockholm in den kommenden Monaten.

Hatten Branchenexperten den Wert des Geschäfts zu Beginn der Verkaufsbemühungen vor anderthalb Jahren auf bis zu drei Milliarden Euro beziffert, schmolz dieser wegen des Verfalls der Strom-Großhandelspreise im Zuge des Ökostrombooms immer mehr zusammen. EPH erklärte, die Strompreise könnten aber mittelfristig wieder anziehen. Auch könne die Braunkohle im deutschen Erzeugungsmix weiter eine wichtige Rolle spielen.

Schon 2015 hatte Vattenfall auf die Braunkohlegeschäfte 1,6 Milliarden Euro abgeschrieben. Durch den Verkauf rechnet der Versorger im zweiten Quartal mit einer Belastung von 2,4 bis 2,9 Milliarden Euro. "Würde Vattenfall die Braunkohlesparte behalten, wären die negativen Auswirkungen auf die Bilanz von Vattenfall angesichts der prognostizierten Großhandelspreise für Strom noch größer", erläuterte der Konzern.

Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter forderten, für die Mitarbeiter dürfe es nicht zu Nachteilen durch den Verkauf kommen. "Alle Tarifverträge müssen eingehalten werden", erklärte IGBCE-Chef Michael Vassiliadis. Dies gelte auch für den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis mindestens 2020. "Die Beschäftigten erwarten, dass Vattenfall seine übrigen Geschäfte weiterentwickelt und damit die berufliche Zukunft der Mitarbeiter sichert", sagte Betriebsratschef Rainer Kruppa der Nachrichtenagentur Reuters.

Die schwedische Regierung hatte von dem Staatskonzern Vattenfall den Verkauf der Braunkohlegeschäfte gefordert, damit sich dieser verstärkt auf den Ökostrom konzentriert. Vattenfall erklärte, mit dem Verkauf reduziere sich der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß von mehr als 80 Millionen Tonnen auf weniger al 25 Millionen Tonnen pro Jahr. Im Rennen war auch ein Konsortium um den Versorger Steag und die australische Macquarie Bank.

In Schweden konzentriert sich der Versorger auf Wasser- und Atomkraft. In Deutschland betreibt das Unternehmen weitere Kraftwerke und Fernwärmeanlagen. Vattenfall beliefert hierzulande über drei Millionen Kunden mit Strom und Gas. Neben Berlin ist der Versorger auch in Hamburg stark vertreten. Vattenfall hatte in Deutschland auch die Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel betrieben, die nach dem Atomausstieg abgerissen werden müssen, was Milliarden kosten dürfte. Durch den enormen Flächenfraß der Tagebaue entstehen zudem auch bei der Braunkohle hohe Kosten für die Wiederherstellung der Landschaften nach dem Ende des Betriebs.

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