Versorgungssicherheit Warum Energieriese RWE den Ausbau der Gaskraft in Deutschland fordert

Quelle: imago images

Verschwindet der Strom aus Kernenergie, Braunkohle und Steinkohle aus Deutschland, könnte die große Zeit der Gaskraftwerke kommen. Sie gelten als Übergangstechnologie hin zur Stromversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energien.

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RWE-Chef Markus Krebber rechnet damit, dass in Deutschland massiv neue Gaskraftwerke gebaut werden müssen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Wir unterschätzen noch, wie viele neue Gaskraftwerke wir in Deutschland brauchen“, sagte der RWE-Vorstandsvorsitzende im Podcast „WirtschaftsWoche-Chefgespräch“ mit WirtschaftsWoche-Chefredakteur Beat Balzli. „Unsere Versorgungssicherheit fußt im Moment komplett auf Kernenergie, Braunkohle und Steinkohle. Wir haben wenig Gasanlagen. Kernenergie und Kohle müssen aber komplett ersetzt werden, um Versorgungssicherheit herzustellen. Deshalb werden wir – selbst grüne Vordenker sagen das – in hoher Gigawattzahl Gaskraftwerke bauen müssen. Wir brauchen in Deutschland ungefähr 20 bis 30 Gigawatt neue Gaskraftwerke.“ Das würde etwa einer Verdopplung der bisherigen Kapazitäten entsprechen. Laut dem Monitoringbericht 2020 der Bundesnetzagentur über die Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten wurde zuletzt von stromerzeugenden Anlagen mit dem „Energieträger Erdgas“ in Deutschland insgesamt rund 26,7 Gigawatt Strom erzeugt, die „aktuell installierte Erzeugungsleistung“ von Kraftwerken mit dem Energieträger Gas wird in dem Bericht mit 30,5 Gigawatt angegeben.

Gaskraftwerke gelten als Übergangstechnologie hin zur Stromversorgung ausschließlich über erneuerbare Energiequellen. Sie können verhältnismäßig günstig auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden.

RWE-Chef Krebber forderte im WirtschaftsWoche-„Chefgespräch“ für die Nutzung von Gas eine Strategie hin zum Übergang zu grünem Wasserstoff als Energiequelle. „Das kann nur eine Brücke sein. Auch für die Gaskraftwerke brauchen wir einen ganz klaren Plan, wie sie am Ende CO2-frei, wie sie grün werden, denn als Energieversorger haben wir keine Lust, die Diskussion, die wir heute über die Kohle führen, in zehn Jahren wieder über das Gas zu führen“, sagte Krebber. Er drang auch auf Klarheit über den Ausbau des Wasserstoffnetzes in Deutschland.

RWE-Chef Markus Krebber erzählt im Podcast, warum die Strompreise explodieren, Deutschland viel mehr Gaskraftwerke braucht als alle denken – und seine Kohlekraftwerke nicht zu verkaufen sind.
von Beat Balzli

Angesichts der Höhe der derzeitigen Strompreise warnte Krebber vor den Folgen für die deutsche Wirtschaft und vor Abwanderung. „Wir brauchen mehr grüne Energie“, sagte Krebber. „Wenn wir das nicht auflösen, gibt es eine schleichende Deindustrialisierung.“ Von der Politik forderte Krebber Ausgleichsmaßnahmen für Verbraucher und Unternehmen. „Die politische Antwort muss nicht darauf abzielen, die Energiepreise direkt zu senken, weil dann ist der Anreiz weg, auf Grün umzustellen. Sondern man muss sich sozialpolitisch die Frage stellen: Wie federe ich die Effekte der hohen Preise ab, sowohl für die Haushalte als auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie? Dieser Übergangspfad wird ganz kritisch sein. Sobald wir eine komplett grüne Energieversorgung haben, wird die definitiv billiger sein als heute. Aber wir befinden uns in einem zehnjährigen Anpassungsprozess. Dieser Anpassungsprozess wird Phänomene, wie wir sie heute sehen, sicherlich noch öfter zutage treten lassen.“

Mehr zum Thema: RWE-Chef Markus Krebber im „Chefgespräch"-Podcast mit WiWo-Chefredakteur Beat Balzli. Hören Sie hier rein!

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