Vor der Hauptversammlung Dieser Kritik muss sich RWE-Chef Schmitz stellen

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Kommunen proben den Aufstand gegen E.On

Mit Widerstand gegen den Deal mit E.On ist auch von den Kommunen zu rechnen. Mit der geplanten Übernahme gingen auch die Strom- und Gasnetze von Innogy an den Rivalen.

Das Unternehmen hat rund 100 Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen – etwa an den Stadtwerken in Essen, Dortmund und Augsburg. Die könnten von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und nach der Zerschlagung von Innogy ihre Anteile zurückkaufen, um diese dann einem anderen Investor andienen. Etliche Regionalversorger und Stadtwerke, die jahrzehntelang mit RWE zusammengearbeitet haben, könnten diese Chance nutzen, um sich endlich einen anderen Investor ins Haus zu holen. Einige prüfen diese Option bereits.

Das würde den Deal für E.On mit RWE weniger interessant machen. RWE-Chef Schmitz muss also seine kommunalen Anteilseigener davon überzeugen, bei seinem Deal-Partner E.On zu bleiben.

Ökostrom ist kein Selbstläufer

Klappt der Deal, wird es keine grüne RWE-Tochter Innogy mehr geben. RWE wird den gesamten grünen Erzeugungspark von E.On übernehmen und auch die Ökostromerzeugung von Innogy wieder in die Konzern-Mutter integrieren.
Damit steigt RWE zu neuer Größe im Strommarkt auf.

Aber Vorsicht: Die Erzeugung von Strom aus grünen Ressourcen ist kein Selbstläufer mehr seitdem auch in Deutschland neue Wind- oder Solarprojekte mittels Ausschreibungen vergeben werden. Bei den letzten Auktionen der Bundesnetzagentur haben die großen Versorger, E.On und Innogy, kaum neue Ökostromprojekte gewinnen können. Der Wettbewerb ist groß, die Fördersumme gering, das Risiko, vor allem für milliardenteure Projekte mit Windkraftanlagen auf dem Meer, ist beträchtlich.

Schmitz wird also erklären müssen, wie er in diesem schwierigen Geschäft künftig für Wachstum und Gewinn sorgen will.

Streitfall Braunkohle

Alte Probleme wie es mit der Stein- und Braunkohleverstromung weitergehen wird, löst der E.On für RWE zudem nicht. Immer noch ist der Essener Konzern der größte Kohlendioxid-Emittent in Europa. Mit gutem Beispiel geht das Energiewendeland Deutschland also nicht voran.

Wie will Rolf Martin Schmitz zukünftig die Emissionen senken? Was wird das noch den Konzern kosten, wenn der CO2-Preis weiterhin steigt? Welche Strategie verfolgt der RWE-Boss mit seinen fossilen Kraftwerken?

Noch vor der Sommerpause will die Bundesregierung eine Kohle-Kommission einberufen, die den Zeitpunkt aus der Kohleverstromung festlegen soll. Zwar warnt Schmitz die Bundesregierung, die Klimaschutzziele nicht über zu bewerten, sondern Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit gleichrangig zu verfolgen.

Aber klar ist, der Ausstieg aus der Kohle ist nur noch eine Frage der Zeit.

Klima-Klage gegen RWE

Und noch eine lästige Angelegenheit wird Schmitz beschäftigen: Die Klage von Saúl Luciano Lliuya. Der peruanische Bauer verlangt von RWE 0,47 Prozent der Kosten für Schutzmaßnahmen für sein Haus in Peru. Sein Dorf in den südamerikanischen Anden sei durch Fluten eines abtauenden Gletschers gefährdet, für die er RWE mitverantwortlich macht.

Vor dem Oberlandesgericht Hamm hat Lliuya einen Etappensieg errungen, das Gericht ließ den Fall zu. RWE muss Sachverständige bestellen, die den Fall untersuchen sollen. Bislang ist das noch nicht geschehen.

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