Heer erkennt schnell, was Fuhrländer falsch gemacht hat. "Es war in den Jahren des starken Wachstums versäumt worden, entsprechende Strukturen aufzubauen", sagt er im typischen Beraterwelsch. Auf gut Deutsch: Fuhrländer hat keine klare Strategie und sich nicht auf bestimmte Märkte konzentriert, kurzum: Er hat sich verzettelt.
Der Neue leitet umgehend Notoperationen ein: Personalabbau, Kurzarbeit und die Konzentration auf das Kerngeschäft, die Herstellung von Windkraftanlagen. Fuhrländer selbst bekommt immer mehr Druck von den Banken und seinen Aktionären. Es dauert nicht lang, und allen Beteiligten wird klar: Eine Zukunft für Fuhrländer mit Fuhrländer wird es nicht geben.
Führungsspitze wird umstrukturiert
Mehr noch: Das Unternehmen, stellt Sanierer Heer fest, ist allein nicht überlebensfähig. Es "braucht dringend einen strategischen Investor, der am besten auch noch das Unternehmen kennt". Ende April haben die Banken und Aktionäre Mehrheitseigner Fuhrländer so weit. Sein 2009 noch so stolzes Unternehmen wird neu verteilt, ebenso die Macht an der Spitze.
Wella-Erbe Immo Ströher steigt aus, Windparkprojektierer Balz stockt auf, Fuhrländer legt seinen Vorstandsvorsitz nieder und trennt sich von seinem Anteil von 64 Prozent. Wie viel er dafür bekommen hat, ist nicht bekannt. Neuer Großaktionär wird das Unternehmen Windgröße aus Frankfurt, ein Konsortium aus ukrainischen Investoren um Manager Efimow. Windgröße hält 75,1 Prozent, Efimow und sein Landsmann Gennadi Molchanov rücken in den Aufsichtsrat. Scharping bleibt Chefkontrolleur, Sanierer Heer übernimmt den Vorstandsvorsitz.
Zwischenfälle in der Ukraine zerstören alle Hoffnungen
Fuhrländers Lebenswerk scheint gerettet. Immerhin ist Efimow Manager eines ukrainischen Stahlbaukonzerns und mit den Westerwäldern über ein Joint Venture verbunden. Zudem hatten die Ukrainer laut Aussage von Heer schon einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in das Unternehmen investiert.
Doch Zwischenfälle, ausgerechnet in der Ukraine, machen alle Hoffnungen zunichte. "Mal konnten wir unsere Turbinen nicht aufstellen, weil dort über Tage ein Sturm tobte, mal stand ein Kran nicht zur Verfügung", muss Heer erkennen. Fest eingeplante Zahlungen bleiben aus.
Weshalb die Ukrainer die fehlenden geschätzten rund 20 Millionen Euro nicht nachschießen wollten, ist offen. Auch Sanierer Heer ist ratlos: "Es ergibt einfach keinen Sinn zu diesem Zeitpunkt."