




Es hat alles nichts genutzt: Beschimpfungen der Presse, Rauswürfe von Aufsichtsräten und Vorständen, Verschwörungstheorien gegen alles und jedermann, Geld aus seiner privaten Schatulle. Willi Balz ist mit seinem Unternehmen gescheitert. Der Windparkprojektierer Windreich aus dem schwäbischen Wolfschlugen bei Stuttgart hat Ende vergangener Woche beim Amtsgericht in Esslingen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Zudem hat Unternehmenschef und -gründer Willi Balz auf Druck von Investoren das Handtuch geworfen. Neuer Geschäftsführer ist Werner Heer, den Balz aus seinen Zeiten beim Windturbinenbauer Fuhrländer kennt. Heer hatte nach seiner erfolglosen Tätigkeit dort – er könnte den mittelständischen Windmühlenbauer nicht vor dem Aus retten - Windreich als Berater zur Seite gestanden.
"Ich trage es mit Anstand, ich habe alles gegeben", sagte Balz der Online-Ausgabe des "Handelsblatt". Er hatte laut einer Mitteilung von Windreich den Insolvenzantrag nach dem neuen Insolvenzrecht gestellt und vorläufig genehmigt bekommen. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt.
Leidtragende werden die Anleihegläubiger sein
Ein Kredit mit einem Volumen von 70 Millionen Euro bei der Schweizer Bank Sarasin ist durch die Zahlungsunfähigkeit ausfallgefährdet. Leidtragende der Insolvenz dürften aber vor allem die Anleihegläubiger sein. Laut Webseite hatte das Unternehmen im Jahr 2010 eine Anleihe über bis zu 50 Millionen und ein Jahr später nochmals für bis zu 75 Millionen Euro ausgegeben. Im März 2015 wird zudem eine Mittelstandsanleihe mit einem Volumen von 50 Millionen Euro fällig. Nach vorläufigen, nicht testierten Zahlen wies Windreich Ende 2012 Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Millionen Euro aus. Verschiedenen Medienberichten und eigenen Aussagen zufolge ist Balz immer wieder mit seinem Privatvermögen eingesprungen, um Zinszahlungen bedienen zu können.
Zum Befreiungsschlag für den 1999 gegründeten Windparkentwickler sollte die Finanzierung beziehungsweise der Verkauf des Offshore-Windparks MEG I werden. Seit fast einem Jahr berichtet Balz immer wieder, die Finanzierung des Megaprojekts stünde kurz vor dem Abschluss. In einem rund einen Monat alten Interview mit der Zeitschrift "Finance" hatte er noch einen großen Deal und Befreiungsschlag angekündigt. 120 Millionen sollten durch den Verkauf eines Teils des Projektes erlöst werden.
Balz wäre nicht freiwillig gegangen
Offenbar hatten die anderen Beteiligten an dem Projekt kein Vertrauen mehr in Balz, unter dessen Führung die Staatsanwaltschaft Stuttgart im März Privat- und Geschäftsräume wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation und der Insolvenzverschleppung durchsucht hatten. Doch freiwillig wäre Balz niemals gegangen. Mit seinem Rückzug mache er den Weg frei für einen erfolgreichen Abschluss der weit vorangeschrittenen Finanzierungsgespräche für das 400-Megawatt-Projekt, heißt es in der Windreich-Pressemitteilung. Heer bestätigt mit seinen Aussagen, dass die Person Balz in Investorenkreisen zur persona non grata geworden war. "In den Gesprächen mit unseren Investoren wurde deutlich, dass ein Managementwechsel Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Fortsetzung unserer Gespräche ist", sagte Heer laut "Handelsblatt".
Der MEG I-Windpark wird im Bereich der Deutschen Bucht, in einer Entfernung von rund 45 Kilometer nördlich von Borkum errichtet. Für das Projekt liegt eine unbedingte Netzzusage und Baugenehmigung vor. Das Umspannwerk ist durch den Netzbetreiber Tennet bereits errichtet worden. Die Errichtung des Windparks wird durch ein Konsortium bestehend aus Areva Wind und Hochtief im Rahmen eines Generalunternehmervertrags schlüsselfertig durchgeführt.
Wie bereits der Windpark Global Tech 1, der seit Anfang diesen Jahres in der Nordsee errichtet wird, wird auch MEG I vornehmlich durch institutionelle Investoren finanziert. "Wir bewegen uns auf der Zielgeraden dieses für die Energiewende und die Sicherung der Arbeitsplätze an der Küste wichtigen Projekts. Wir werden nun sicherstellen, dass die Projektgesellschaft MEG I von der Windreich-Sanierung unberührt bleibt", sagte Heer. Das Unternehmen hat sich zudem zahlreiche weitere Offshore-Flächen in der Nordsee gesichert.
In den kommenden Wochen werden Heer und das Management ein Sanierungskonzept erarbeiten und dieses dem vorläufigen Sachwalter zur Prüfung vorlegen und anschließend den Gläubigern und Investoren vorstellen.