
Willi Balz bläst der Wind ins Gesicht – wenn er mit dem Hubschrauber über die Nordsee fliegt. Aber auch im harten Geschäft. Vor Gericht musste der 52-jährige Gründer, Chef und Alleinaktionär des Windparkentwicklers Windreich aus Wolfschlugen bei Stuttgart den Anschluss seiner Offshore-Windparks an das deutsche Stromnetz durch den Netzbetreiber Tennet erstreiten.
Die Pleiten seines Zulieferers Siag Nordseewerke in Emden und des Westerwälder Turbinenbauers Fuhrländer, an dem Windreich beteiligt ist, bescherten ihm im ersten Halbjahr herbe Verluste. Wenig erfreulich ist für Balz der Kurseinbruch zweier Anleihen über insgesamt 125 Millionen Euro, die er unlängst auflegte.
Doch offenbar gelingt es dem umtriebigen Schwaben zum Erstaunen übermächtiger Wettbewerber wie E.On, RWE oder dem dänischen Energieversorger Dong, trotz solcher Hindernisse Geldgeber für seine milliardenschweren Windparkprojekte in der Nordsee an Land zu ziehen.
So haben nach Informationen der WirtschaftsWoche jetzt zwei Investoren Balz verbindlich angeboten, 500 Millionen Euro in seinen neuen 1,8 Milliarden Euro teuren Windpark MEG 1, 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, zu stecken: EIG Global Energy Partners aus den USA sowie die Schweizer Großbank UBS.
Welche Offshore-Windparks den Netzanschluss bekommen oder warten müssen
Der Windpark von Projektierer BARD wird als einiger der wenigen termingerecht ans Netz gehen.
Leistung: 400 Megawatt
Der verhältnismäßig kleine Windpark von Projektierer EWE/Enova soll termingerecht ans Netz angeschlossen werden können.
Leistung: 108 Megawatt
MEG 1 ist einer von drei Windreich-Projekten. Der Windpark soll termingerecht seinen Netzanschluss bekommen.
Leistung: 400 Megawatt
Der Windpark ist bereits in Bau und geht dank eines Interimsanschlusses termingerecht ans Netz.
Projektierer: Windreich
Leistung: 400 Megawatt
Ebenfalls dank Interimsanschluss geht der dritte Windreich-Park "Deutsche Bucht" termingerecht ans Netz.
Leistung: 273 Megawatt
Der Park von Projektierer BARD bekommt einen Interimsanschluss. Geht aber mit ca. 12 Monaten Verspätung ans Netz.
Leistung: 400 Megawatt
Der Windpark von Trianel befindet sich im Bau. Auf den Netzanschluss müssen die Betreiber rund 6 Monate warten.
Leistung: 400 Megawatt
Der Vattenfall-Windpark muss sechs Monate auf seinen Netzanschluss warten.
Leistung: 288 Megawatt.
Die Mühlen von Projektierer wpd gehen ebenfalls mit rund sechs Monaten Verspätung ans Netz.
Leistung: 288 Megawatt
Der Park von Projektierer Dong muss ein halbes Jahr auf den Netzanschluss warten.
Leistung: 277 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: rund 12 Monate
Projektierer: Wind MW
Leistung: 288 Megawatt
Verzögerung beim Netzanschluss: ca. 12 Monate
Projektierer: Energiekontor
Leistung: 111 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: RWE
Leistung: 295 Megawatt
Der Windpark befindet sich im Bau.
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: EnBW
Leistung: 288 Megawatt
Verzögerung beim Netzanschluss: mehr als 12 Monate
Projektierer: E.On
Leistung: 288 Megawatt
Die Eidgenossen stellen für sechs Jahre 150 Millionen Euro in Form sogenannter Mezzanine, einer Mischform von Fremd-und Eigenkapital, bereit. Die Amerikaner lassen sogar 350 Millionen springen, ebenfalls als Mezzanin-Kapital für sechs Jahre.
Mittelständler Balz ist auf solche Investments existenziell angewiesen, will er sich im Wettbewerb mit den Konzernen behaupten. Seine Eigenleistungen eingerechnet, fehlen ihm für MEG 1 nun noch 100 Millionen Euro, um auf das erforderliche Eigenkapital von 800 Millionen Euro zu kommen. Die Lücke hofft er mit Bürgschaften der Norddeutschen Landesbank und der Bremer Aufbaubank zu schließen. Nur wenn ihm dies gelingt, erhält er die benötigte Fremdfinanzierung, um den Bau von MEG 1 beginnen zu können. Das Mühlenfeld mit 80 Windrädern und einer Leistung von 400 Megawatt soll einmal so viel Strom erzeugen, um eine Million Menschen versorgen zu können. Der Netzanschluss, so Balz, sei genehmigt und garantiert.





Gelingt Balz die Restfinanzierung, und darauf deutet einiges hin, ist er die Nummer eins in der Nordsee. Zwar haben auch die großen Energiekonzerne wie E.On, RWE, EnBW oder Dong Windparks in der Planung, doch einer nach dem anderen legt die Projekte wegen fehlender Investoren oder unsicherer Netzanbindung auf Eis. Vergangene Woche teilte EnBW mit, die Pläne für den Nordsee-Windpark Hohe See vorerst ruhen zu lassen.
MEG 1 wäre nach Global Tech 1 der zweite große Windpark, den der Mittelständler realisiert. Auch für den 400-Megawatt-Offshore-Park Global Tech 1, der seit wenigen Wochen gebaut wird und schon im kommenden Frühjahr Strom liefern soll, hatte Balz rund 800 Millionen Eigenkapital eingesammelt. Zu den Investoren zählen hier die Stadtwerke München, der Schweizer Energiehändler EGL und die Familie Meltl, die ehemaligen Eigentümer von Bavaria Yachtbau.