




Um Eigenkapitalgeber für solche Projekte zu finden, muss Balz sich anderer Methoden bedienen als die Finanzmanager von E.On, RWE und Dong. Dabei greift der Selfmade-Typ aus der schwäbischen Provinz auf weltweite Bekanntschaften zurück, die er über Jahre hinweg als privater Anleger, Hobbysegler und Motorsportler aufgebaut hat.
Mit der UBS in der Schweiz kam Balz zum Beispiel über den damaligen Chef der baden-württembergischen Niederlassung in Stuttgart in Kontakt, wo er Mitte der Neunziger zig Millionen Euro aus einem früheren Firmenverkauf angelegt hatte. Die UBS wiederum stellte den Kontakt zu EIG aus Washington her.
EIG ist zwar nicht so groß wie etwa der Münchner Allianz-Konzern, der künftig auch in Windparks investieren will. Gleichwohl sind die Amerikaner in der Energiebranche keine Unbekannten. Sie haben sich auf die Finanzierung von Unternehmen der Energiebranche spezialisiert. Seit 1982 hat EIG umgerechnet rund elf Milliarden Euro in knapp 300 Energiefirmen in 33 Ländern investiert.
Seiner Leidenschaft fürs Segeln und Rennautofahren verdankt Balz einen weiteren Erfolg im Offshore-Geschäft. Ende Oktober verkaufte er sein Windparkprojekt Deutsche Bucht, knapp 100 Kilometer nördlich von Borkum, an einen Investor, ohne dessen Identität bisher preiszugeben. Die Stromfabrik mit 210 Megawatt und 42 Windmühlen soll in einigen Jahren 230.000 Haushalte versorgen.
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Nach Informationen der WirtschaftsWoche handelt es sich bei dem Anonymus um den schottischen Beinahe-Milliardär Irvine Alan Stewart Laidlaw. Kennengelernt haben sich Balz und der 68-jährige Lord beim Segeln und beim Motorsport. Laidlaw prügelt bei Oldtimerrennen mit einem Maserati 250 S Baujahr 1957 über die Piste, Balz mit einem Maserati 6CM – Grid A aus dem Jahr 1937.
Lord Laidlaw zählt laut "Sunday Times" zu den reichsten Schotten und rangiert mit einem Vermögen von umgerechnet 930 Millionen Euro in seiner Heimat auf Rang sechs. Zu so viel Geld kam Laidlaw, indem er 2005 das von ihm 1973 gegründete Institute for International Research (IIR) für schätzungsweise 900 Millionen Euro an einen Wettbewerber verkaufte. Nun macht der erfolgreiche Unternehmer offenbar in Steuersparen und Windenergie, indem er über seine Highland Group Holdings Ltd. mit Sitz auf der Antilleninsel St. Kitts and Nevis Balz' Windpark Deutsche Bucht kaufte.
Balz braucht solche Freunde. Seine Firma Windreich wäre finanziell nicht ansatzweise in der Lage, Windparks auf den Weg zu bringen. Der Projektierer, der im vergangenen Jahr gerade mal 120 Millionen Euro erlöste, befindet sich eher selbst in Turbulenzen. Im ersten Halbjahr fiel ein Verlust von 27 Millionen Euro an, nach einem leichten Gewinn im Vorjahr. Ursache für die roten Zahlen sind nach Balz' Angaben Abschreibungen durch die Insolvenz des rheinland-pfälzischen Windradherstellers Fuhrländer. An dem war Windreich mit knapp zehn Prozent beteiligt.
Auch der Schuldenberg von Windreich ist stark gewachsen – auf insgesamt 480 Millionen Euro. Balz zeigt sich dennoch optimistisch. Er erwarte für das Gesamtjahr ein "spektakulär besseres Ergebnis" und womöglich – trotz der Abschreibung – einen dreistelligen Millionengewinn.