Angesichts rasant steigender Energiepreise hat ein weiterer deutscher Stromanbieter Insolvenz angemeldet. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Neckermann Strom AG am vergangenen Freitag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Norderstedt gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der erfahrene Sanierungsjurist Justus von Buchwaldt, Partner der Insolvenz- und Restrukturierungskanzlei BBL Brockdorff & Partner, bestellt. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, berichtet das Magazin.
Das Unternehmen wurde 2013 gegründet und ist nach eigener Darstellung ein unabhängiger Ökostrom- und Gasanbieter im deutschsprachigen Raum mit Schwerpunkt auf Grünstromtarifen für Nachtspeicher- und Elektroheizsysteme sowie Ladestrom. Die Neckermann Strom AG beliefert dem Vernehmen nach deutschlandweit rund 13.000 Verbraucher.
In den vergangenen Wochen hatten bereits mehrere Unternehmen der Branche Insolvenz angemeldet. Vor allem kleinere Anbieter leiden unter hohen Kostensteigerungen, da sie an den Energiebörsen kurzfristig Strom und Gas einkaufen müssen, um ihre Kunden zu beliefern. Auf die Kunden abwälzen können sie die höheren Beschaffungskosten nur selten, da sie mit diesen in der Regel langfristige Lieferverträge mit einer Preisbindung vereinbart haben.
Mitte Oktober hatte mit der Otima AG einer der erste Stromanbieter wegen der hohen Preise Insolvenz angemeldet. Es folgten das Hamburger Energieunternehmen Smiling Green Energy, die Lition Energie in Berlin und die Fulminant Energie mit Sitz in Garching bei München. Auch die sächsische Dreischtrom GmbH hat mittlerweile Insolvenz angemeldet.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 1100 Stromanbieter und rund 900 Gasanbieter. Viele von ihnen haben in den vergangenen Tagen ihre Preise und auch Abschlagszahlungen zum Teil drastisch erhöht, um dem Kostendruck standhalten zu können. Experten rechnen in den kommenden Wochen dennoch mit weiteren Insolvenzen in der Branche. So geht der Kreditversicherers Euler Hermes von einem deutlich gestiegenen Insolvenzrisiko für kleinere Versorger in Deutschland und Großbritannien aus. Auch in Großbritannien hatte zuletzt bereits eine Reihe von Versorger-Pleiten für Aufsehen gesorgt.
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