
Für Solarworld sieht es angesichts des Preisverfalls in der Branche düster aus: Der Solarkonzern steckt tiefer in den roten Zahlen als von Experten erwartet. Solarworld-Chef Frank Asbeck machte am Mittwoch wenig Hoffnung auf rasche Besserung. Nach einem Umsatzeinbruch und unerwartet hohen Verlusten im dritten Quartal kündigte er für das Gesamtjahr nicht nur einen deutlichen Rückgang der Erlöse sondern auch einen deutlichen operativen Verlust an.
Die Entwicklung in Zahlen
Unter dem Strich lag der Verlust bei 69 (Vorjahr: minus 10,9) Millionen Euro und damit fast 20 Millionen höher als von Analysten erwartet.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel mit 45,8 Millionen Euro deutlich negativ aus nach einem Gewinn von knapp 20 Millionen vor Jahresfrist.
Im dritten Quartal brachen die Erlöse um 40 Prozent auf 128,8 Millionen Euro ein.
Die ohnehin gebeutelte Aktie notierte mit 1,18 Euro über vier Prozent im Minus.
Er will mit weiteren Kostensenkungen und Stellenabbau gegensteuern. Zudem warnte Asbeck vor einem weiteren Rückgang der liquiden Mittel, falls es zu Projektverzögerungen komme. Bis Ende September waren sie um 60 Prozent auf 232,2 Millionen Euro gefallenen.
Chinesische Konkurrenz schnappte Aufträge weg
Asbeck beklagte neben dem anhaltenden Preisverfall, dass sich das Dachanlagengeschäft im dritten Quartal nicht belebt habe. Das Angebot habe die Nachfrage bei weitem überstiegen, die Produktion in Deutschland und den USA sei nicht ausgelastet gewesen. Von Januar bis September wurden in Deutschland eine Solarleistung von 6,22 Gigawatt zugebaut. Solarworld konnte von diesen hohen Zubauzahlen jedoch nur unterdurchschnittlich profitieren.
Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin: "Das Geschäft bei Solarparks und großen Freiflächen in Deutschland musste Solarworld der chinesischen Konkurrenz überlassen.” Der Experte hält das Geschäftsmodell von Solarworld nicht für zukunftsfähig. Die Fertigung am deutschen Standort sei, auch bei einem hohen Automatisierungsgrad zu teuer.
Da die Silizium- und Waferherstellung energieintensiv ist, nimmt Solarworld - ähnlich wie ein Stahlwerk oder eine Eisengießerei - bereits die Ausnahmeregelungen des EEG für stromintensive Unternehmen in Anspruch. "Die Wertschöpfungskette bei Solarworld ist jedoch zu lang und der Eigenanteil zu hoch", urteilt Hummel, "Solarworld kann bei seinem Geschäftsmodell die Vorteile des kostengünstigen Einkaufs nicht nutzen, die heute der Silizium-, Wafer- und Zellenmarkt bietet.”