Energieversorger E.On wird zur Energiebaustelle

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E.On im Vergleich zu seinen deutschen Wettbewerbern:

RWE:

Stärke gegenüber dem zweitgrößten Versorger in Deutschland: E.On befindet sich international in einer deutlichen Vorteilposition. E.On ist mit dem Restteil, den es von Endesa im Wert von zehn Milliarden Euro nach langen Bietergefechten doch noch bekam, weitaus internationaler als RWE. Auch die Beteiligung am sibirischen Kraftwerkspark OGK-4, er sich zur Zeit besser entwickelt als erwartet, macht E.On zu einem international breiter aufgestellten Unternehmen als es der Essener Nachbar ist. Mit der Gaspipeline in der Ostsee ist E.On an einer weitgehend fertiggestellten Leitung beteiligt, während das Konkurrenzprojekt "Nabucco" von RWE und anderen europäischen Versorgern bisher noch in der Planungsphase steckengeblieben ist.

Schwäche: E.On muss einen Milliardenverlust bei E.On Ruhrgs schultern. Dem Gashändler bricht das Geschäftsmodell weg. Die Russen wollenam liebsten eine eigene Handelsorganisation in Deutschland, vielleicht mit Hilfe von Partnern, aufbauen - und die Ruhrgas somit in die Knie zwingen. Ruhrgas hat kaum Chancen, aus diesem Dilemma zu entkommen.

Vattenfall:

Stärke: Gegenüber Pleiten, Pech und Pannen der Schweden in Deutschland ist es fast schon ein Leichtes, in einer Stärkeposition zu sein. Am Pannenreaktor Krümmel bei Hamburg hält E.On 50 Prozent, die andere Hälfte gehört zu Vattenfall. Die Schweden sind jedoch Betreiber des Atommeilers, der - so wie der Meiler Brunsbüttel - seit Juli 2007 stillsteht. Sowohl bei der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht als auch in der Führungsspitze von Vattenfall Central Europe werden zur Zeit Gedanken konkretisiert, die Betreiberrolle von Vattenfall auf E.On zu übertragen. Bis zum Frühsommer sollen die Verhandlungen zwischen E.On und Vattenfall abgeschlossen sein. Es gehört zur Mißgeschicks-Serie von Vattenfall, dass der jüngste Stromausfall im Reichstagsgebäude auch auf das Konto des schwedischen Versorgers geht. Das ist zwar faktisch nicht so schlimm, aber ein weiterer fetter Minuspunkt im Image.

Gemeinsamkeit mit Vattenfall: E.On Hanse in Hamburg musste Gaspreiserhöhungen wieder zurücknehmen, nachdem aufgebrachte Kunden nach happigen Preisaufschläge geklagt hatten. Vattenfall ist mit seinem Hamburger Versorger ebenfalls bei Hamburger Politikern kräftig wegen undurchsichtiger Preiserhöhungen in Mißkredit geraten. Noch die schwarz-grüne Koalition gründete die wieder kommunalen Stadtwerke Hamburg als Gegenpol zu Vattenfall. Der neue, SPD-geführte Senat will das fortsetzen.

EnBW:

E.On und RWE haben den baden-württembergischen Großversorger mit vier Nukearblöcken quasi abgehängt, seitdem am 6. Dezember 2010 der industrielle Großaktionär, die französische EdF, das Schiff verlassen hat. Nun gehört EnBW ganz den schwäbischen und badischen Kommunen, die allerdings zerstritten und vor allem in der Atomstrategie nicht einig sind. Einige Bürgermeister von EnBW-Kommunen sind leidenschaftliche Kernkraftgegner und warten nur darauf, nach der Landtasgswahl am 27. März, das Leben der Kernkraftwerksingenieure von EnBW so schwer wie möglich zu machen.

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