Erbstreit Fresenius: Neuer Höhepunkt im Streit ums Erbe

Hinter den Kulissen des Medizinriesen Fresenius erreicht der Kampf um Macht, Geld und Moral zwischen Dieter Schenk, Testamentsvollstrecker der Fresenius-Unternehmerin Else Kröner (gestorben 1988), und Gabriele Kröner, Stieftochter von Else Kröner, einen neuen Höhepunkt.

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Die 47-jährige Ärztin, Gabriele Kröner, die bis zum vergangenen Jahr im Fresenius-Aufsichtsrat sowie von 2003 bis 2007 im Vorstand der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) saß, und Schenk für ihren unfreiwilligen Abgang verantwortlich macht, versucht nun nach eigenen Angaben vor dem Bad Homburger Nachlassgericht, Schenk und seine beiden Mit-Testamentsvollstrecker absetzen zu lassen.

Kröner bezweifelt, dass diese den Letzten Willen ihrer Stiefmutter erfüllen.

Sie kritisiert die Ämterhäufung von Schenk, seine möglichen Interessenkonflikte und die mangelnde soziale Ausrichtung der EKFS.

Der Jurist Schenk, Rechtsanwalt der renommierten Kanzlei Nörr Stiefenhofer Lutz, ist sowohl stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender über den Medizinkonzern Fresenius als auch bei dessen ebenfalls im Dax notierten Tochterunternehmen, Fresenius Medical Care (FMC), die in der kommenden Woche ihre Hauptversammlungen abhalten. Darüber hinaus ist Schenk Verwaltungsratsvorsitzender der Stiftung.

Hauptkritik Kröners ist das gesamte Finanzgebaren der EKFS unter der Aufsicht von Schenk.

Der eigentliche Satzungszweck, die Förderung wissenschaftlich-medizinischer Projekte und humanitärer Aufgaben, sei längst in den Hintergrund getreten.

Die Stiftung sei vor allem damit beschäftigt, die zahlreichen Kapitalerhöhungen und Akquisitionen mitzufinanzieren, um ihre Mehrheitsbeteiligung an Fresenius – derzeit 58 Prozent – halten zu können. „Davon, dass Fresenius risikoreiche Akquisitionen in den USA tätigen soll, steht jedenfalls nichts im Testament“, so Gabriele Kröner gegenüber der WirtschaftsWoche.

Schenk habe im Aufsichtsrat die wirtschaftliche Expansion von Fresenius vorangetrieben und darüber die gemeinnützigen Ziele der Stiftung vernachlässigt. Schenk sieht jedoch keinen Interessenkonflikt. Hintergrund: Im Sommer 2008 sicherte sich Fresenius das US-Unternehmen APP Pharmaceuticals.

Für den Hersteller von intravenös zu verabreichenden Medikamenten mit einem Jahresumsatz von 777 Millionen Dollar zahlte Fresenius inklusive der übernommenen Schulden 4,6 Milliarden Dollar – je nach künftiger Geschäftslage kann auch noch eine Sonderzahlung von einer Milliarde Dollar fällig werden. Darauf festlegen, ob ihr rechtlicher Angriff auf Schenk auf den Hauptversammlungen von FMC und Fresenius am 7. und 8. Mai von ihr thematisiert wird, wollte sich die Fresenius-Erbin gegenüber der WirtschaftsWoche nicht.

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