Ermittlungen gegen Schiedsrichter Zwayer beendet

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Felix Zwayer (r) Manuel Gräfe (M) und Robert Hoyzer im Januar.

dpa BERLIN. Parallel zum Auftakt des Prozesses im Wettskandal des deutschen Fußballs hat die Staatsanwaltschaft Berlin ihre Ermittlungen gegen den Berliner Schiedsrichter Felix Zwayer beendet. „Das Verfahren wurde wegen geringer Schuld entsprechend Paragraf 153/1 der Strafprozessordnung eingestellt“, bestätigte Michael Grunwald, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, entsprechende Berichte Berliner Zeitungen. Zwayer hatte mit seinem gegenüber dem DFB geäußerten Verdacht im Januar dieses Jahres den Skandal um manipulierte Spiele ausgelöst. Im Gegenzug war er von seinem ehemaligen Schiedsrichter-Kollegen Robert Hoyzer beschuldigt worden, als Assistent das Regionalligaspiel Wuppertaler SV - Werder Bremen (A) für 300 Euro mitmanipuliert zu haben. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingeleitet. „Der Mut, kriminelle Machenschaften aufzudecken, ist letztlich doch noch belohnt worden“, erklärte Zwayers Anwalt Uwe Freyschmidt dem „Tagesspiegel“. Der 24-jährige Zwayer gilt als wichtiger Zeuge im Prozess, da ihm Hoyzer weitere Manipulationsversuche gestanden hatte, um Zwayer für kriminelle Machenschaften zu gewinnen. „Ich möchte jetzt so schnell wie möglich wieder auf den Platz und Spiele pfeifen“, äußerte Zwayer nach der Einstellung des Verfahrens. Der DFB hat Zwayer inzwischen wieder auf seine Schiedsrichterliste gesetzt, so dass der Wunsch des Berliners schon demnächst in Erfüllung gehen könnte. „Es war schon enttäuschend, dass der Verband meinen Mandanten trotz anfänglicher Zusagen nicht konsequent unterstützt hat“, kritisierte indes Freyschmidt. Als einer von 170 in der Anklageschrift aufgelisteten Zeugen wird Zwayer nun mit seinen Aussagen auch „Navigator“ Ante Sapina belasten, der zum Prozess-Auftakt in seinen zweieinhalbstündigen Ausführungen seine Verfehlungen eingeräumt hatte. Zwar wird der Drahtzieher erst am 20. Oktober auf Details der Spiel-Manipulationen eingehen, insgesamt werden dem Kroaten 42 Straftaten vorgeworfen. Auffällig gekleidet mit gelbem Hemd und roter Strickjacke gab der 29-jährige „Zocker“ zunächst zu Protokoll, wie mit 16 Jahren seine Wettleidenschaft begann und sich drei Jahre später durch die Nutzung des Internets zur Manie ausweitete. Offenkundig setzt seine Verteidigung auf den Tatbestand der „Spielsucht“, hat dazu auch ein Gutachten angekündigt. In seiner Auslassung wies der in Duisburg geborene Student extrem gute Detail-Kenntnisse nicht nur über die großen Fußball-Ligen Europas, sondern auch über weitere Sportarten wie Frauen-Basketball, Tennis oder Skispringen nach. „Sein Leben wurde in den zurückliegenden sechs Jahren allein durch das Wetten bestimmt. Deshalb war es wichtig zu schildern, dass er vom Wetten nicht ablassen konnte“, sagte Nicolas Becker, einer von drei Anwälten Sapinas. „Er war ein Großspieler, er hat auf alles gesetzt“, sagte sein Kollege Klaus Gedat. Selbst bei der TV-Show „Deutschland sucht den Superstar“ platzierte der frühere Kicker des Vereins SD Croatia, der seit dem 28. Januar in Berlin-Moabit in Untersuchungshaft sitzt, seine Wetten. Ante Sapina versuchte, es als persönliche Herausforderung darzustellen, die deutschen Buchmacher mit seinen Detail-Kenntnissen zu überrumpeln. „Ich war einfach besser als die Buchmacher“, sagte er stolz. Mill. hatte er in den zurückliegenden Jahren an Wettgewinnen erzielt, allein der Schaden in den ihm vorgeworfenen Fällen wird auf über zwei Mill. Euro geschätzt. Zugleich beschimpfte Sapina den staatlichen Wettanbieter Oddset, der nach zu hohen Gewinnen seine Möglichkeiten limitierte. „Oddset hat die miesesten Quoten in der ganzen Welt“, schimpfte er, weil er im Frühjahr 2004 bei Oddset „mit über 500 000 Euro hinten“ lag. Erst der Gewinn aus der mit Hilfe von Hoyzer manipulierten DFB-Pokal-Partie Paderborn - Hamburger SV (4:2) von über 700 000 Euro brachte ihn bei Oddset wieder in die Gewinnzone.

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