Erwin Müller Der König der Drugstores

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Als er sich auf Mallorca eine Finca zulegt, investiert er gleich auch in die Landwirtschaft. Seither lässt Müller auf spanischen Wiesen und Feldern Strauße züchten, deren Fleisch er den Mitarbeitern daheim in der Betriebskantine serviert. Und wenn wieder einmal tagelang Wild auf dem Speiseplan steht, wissen die Untergebenen: Der Chef war bei der Jagd erfolgreich. Keine Freude ohne Profit. Mit Vorliebe lädt Müller Deutschlands Unternehmerelite zum Mandelblütenturnier auf seinen Golfplatz Canyamel im Osten Mallorcas ein. Gerne kommen dann Rewe-Vorstand Hans Reischl und Großverleger Hubert Burda, auch Linde-Vormann Wolfgang Reitzle mit Gattin Nina Ruge geben sich und Müller die Ehre – ebenso wie Bahn-Lenker Hartmut Mehdorn, Deutsche-Bank Finanzvorstand Clemens Börsig und Allianz-Oberaufseher Henning Schulte-Noelle. Müller selbst schwingt auf der eigenen Golfanlage, von der man laut Eigenwerbung bei schönem Wetter bis nach Menorca blicken kann, höchst selten persönlich den Schläger. Er belässt es beim Geldverdienen. Der Beitrag für Mitglieder liegt bei 1  800 Euro. Erwin Müller und seine Konkurrenten Die Branche: Unter den großen Drogeriemärkten herrscht ein heftiger Verdrängungswettbewerb. Auf Platz eins liegt Anton Schlecker mit seiner gleichnamigen Kette und rund 10 700 Filialen, die einen Jahresumsatz von 5,2 Milliarden Euro erzielen. Dahinter folgt Götz Werner mit 850 DM-Läden und Erlösen von 2,4 Milliarden Euro. Auf Platz drei folgen, gemessen am Umsatz fast gleichauf, Rossmann und Müller mit etwa zwei Milliarden Euro. Mit Ausnahme von Schlecker sind alle Groß-Drogeristen auf Wachstumskurs und betreiben längst Filialen im europäischen Ausland. Müller Limited & Co. KG: Nach Ansicht von Branchenexperten könnte Müller viel schneller wachsen, als er es mit der Eröffnung von zehn bis höchstens 20 Geschäften pro Jahr macht. Aber Regel Nummer eins der Firma aus Ulm lautet offenbar: Die Expansion wird nur aus dem Cash-flow finanziert. In Deutschland ist Müller traditionell im Süden stark, arbeitet sich langsam aber auch Richtung Norden vor: nach Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen. Löcher im Filialnetz gibt es in Deutschland vor allem entlang der Nord- und Ostseeküste und in den neuen Bundesländern. In Osteuropa dürften Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Kroatien die nächsten Müller-Ziele sein. Bemerkenswert: Bei Müller stammt nur etwa ein Drittel des Umsatzes aus dem Drogeriebereich. Was bedeutet: Die Schwaben haben ein Sortiment, das 170 000 Produkte umfasst, und bieten damit deutlich mehr Waren feil als die Konkurrenz. In Teilen orientiert sich Müllers Konzept an amerikanischen Drugstores, jenen Kleinkaufhäusern, die fast alle Waren für den täglichen Bedarf vorhalten. Führung: Bislang hat Gründer Erwin Müller das komplett in Familienbesitz befindliche Unternehmen mit seinem Sohn Reinhard geführt. Der aber könnte bald durch einen externen Manager ersetzt werden.

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