Ex-Landesbank-Vorstand verhaftet Die Skandale bei der BayernLB

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Die BayernLB hatte die HGAA 2007 für 1,7 Milliarden Euro übernommen. Kurz nach dem Deal mussten die Bayern noch mehr als eine Milliarde Euro zusätzliches Kapital nachschießen. Die hochgeschraubten Erwartungen auf ein boomendes Osteuropageschäft entpuppten sich als Reinfall.

Brisant ist dabei nicht allein das kaufmännische Versagen. Auch in Sachen HGAA stehen Vorstände und Kontrolleure im Verdacht, untreu und fahrlässig gehandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. So floss angeblich Bestechungsgeld an den mittlerweile verstorbenen österreichischen Landeshauptmann Jörg Haider, um dessen Zustimmung zu dem Deal zu erkaufen. Das Land Kärnten war zuvor Haupteigentümer der Bankengruppe (WirtschaftsWoche 6/2010).

Münchner Staatsanwälte wollen Anfang des Jahres Anklage im Fall BayernLB erheben. Im Fadenkreuz der Ermittler stehen der frühere Vorstandschef Werner Schmidt sowie weitere ehemalige Manager. Laut „Süddeutscher Zeitung“ wird der frühere Risiko-Vorstand Gribkowsky in einem internen Gutachten der BayernLB bei den Schuldigen nach Schmidt an zweiter Stelle genannt.

Die Vorstände sollen die HGAA wissentlich zu einem überteuerten Preis gekauft haben, nämlich von einer Investorengruppe um den Ex-HGAA-Chef Tilo Berlin. Die Gruppe hatte ihre Anteile nach nur wenigen Monaten an die BayernLB weitergereicht – mit mutmaßlich 130 bis 170 Millionen Euro Gewinn. Zu den Investoren zählten die Familie Flick und der ehemalige Bahn-Chef Heinz Dürr.

Die Landesbank hat allen damaligen Vorständen inzwischen Schadensersatzforderungen präsentiert und trennte sich Ende 2009 per Notverkauf für einen symbolischen Euro von ihrer österreichischen Tochter.

Neue Strategie

Die HGAA ist die BayernLB zwar losgeworden, doch damit ist längst nicht alles gut: In der hauseigenen Bad Bank schlummern noch Risiken in Höhe von rund 44 Milliarden Euro; bei der ungarischen Tochter MKB drohen Verluste. 2008 hat die BayernLB mit mehr als fünf Milliarden Euro den höchsten Verlust aller Landesbanken gemacht. 2009 waren es noch fast 2,8 Milliarden Euro Miese.

Erst im vergangenen Jahr hat die Bank wieder Geld verdient: So wiesen die Münchner in den ersten neun Monaten 2010 ein Ergebnis vor Steuern von 669 Millionen Euro aus. Wie nachhaltig die Gesundung ist, bleibt allerdings abzuwarten.

Denn ein Großteil des Gewinns stammt aus der um rund 47 Prozent zurückgefahrenen Risikovorsorge im Kreditgeschäft dank der verbesserten Wirtschaftslage. Zudem hat der neue Vorstandschef Gerd Häusler der Bank eine andere Strategie verordnet.

Auch auf Druck der EU-Kommission konzentriert sich die BayernLB stärker auf das Inland, risikoreiche Geschäfte wurden zurückgefahren. Die Schrumpfung lässt sich auch am um elf Prozent gesunkenen Provisionsüberschuss ablesen.

Nach den Anfang November überraschend abgesagten Fusionsgesprächen mit der ebenfalls angeschlagenen Düsseldorfer WestLB hofft der Freistaat Bayern, der seit der Krisenintervention 94 Prozent der Anteile hält, jetzt auf einen privaten Käufer für die Bank.

Diesmal dürften die am Verkaufsprozess Beteiligten wohl von Anfang an unter erhöhter Beobachtung stehen.

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