Feuerwerk Knaller aus China

Die Hersteller von Feuerwerk hoffen 2005 auf bessere Geschäfte – und auf sternklare Nächte.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Dieses Feuerwerk zischt nicht einfach nur in den Himmel. Zu Silvester 2005 dürfen die Fans von Bombetten, Schwärmern und Kaskaden sogar nach den Sternen greifen. Horoskop Rockets sind angesagt: Für jedes Sternzeichen die passende Rakete. Wer mag, kann sich mit den Feng Shui Stars auch die Welt der chinesischen Tierzeichen in den Nachthimmel malen. Wie passend. Denn noch mehr als andere Branchen sind die Feuerwerker abhängig vom Reich der Mitte. 96 Prozent aller Importe stammen aus China. Bis 2004 hatten die vier Marktführer in Deutschland – Weco, Nico, FKW Keller und Comet, die sich rund 90 Prozent des Geschäfts teilen – wenigstens die teuersten und anspruchsvollsten Raketen ihres Sortiments in Deutschland hergestellt. Aber seit einem Jahr ist Comet nur noch Importeur von Chinawaren und erhöht so den Wettbewerbsdruck für die anderen. Zum Fürchten sind die chinesischen Feuerwerkskörper nicht: Die Qualitätskontrollen des Bundesamtes für Materialprüfung sind für heimische Produkte und Importwaren identisch. Nico zum Beispiel hat in China eigene Entwicklungs- und Prüflabore, sagt Geschäftsführer Andree Siever: „Und nach dem Transport testen wir noch einmal.“

Angst haben müssen Verbraucher höchstens vor Feuerwerk aus Polen und Tschechien, das in grenznahen Gebieten auf Straßenmärkten unters leichtsinnig-geizige Volk gebracht wird. Die Heuler enthalten oft so viel Schwarzpulver, dass sie für Finger und Hände brandgefährlich sind. Von Wachstum zu träumen wäre für die Branche vermessen: „Wir dürfen nur an den letzten drei Tagen im Jahr verkaufen“, sagt Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI) in Ratingen, „regnet es dann, haben wir Pech.“ Es kann auch schlimmer kommen. Der Tsunami 2004 kurz vor der Jahreswende ließ die Verbraucher lieber enthusiastisch spenden als Geld zu verschwarzpulvern. „Dass es eine Branche allein trifft, ist schon hart“, sagt Gotzen.

Für dieses Jahr hoffen alle Anbieter auf eine Normalisierung des Jahresumsatzes, der gewöhnlich um die 100 Millionen Euro pendelt. Von den Ballerexzessen der Jahrtausendwende wagt aber niemand mehr zu träumen. Am Preis kann es nicht liegen. Silvesterfeuerwerk ist nicht teurer geworden. Vielschüssige Batterien kosten 10 bis 30 Euro, Raketensortimente zwischen 4 und 80 Euro. Dazu hat der wachsende Anteil der Discounter beigetragen. Die Qualität auf deren Grabbeltischen ist nicht schlechter als im teureren Facheinzelhandel. Der Preisunterschied liegt in der Opulenz der Effekte. So wurde das Profi Premium Pack von Comet „als Rundum-Sorglos-Paket speziell konzipiert für den anspruchsvollen Endverbraucher“. Auch die Happy Diamonds, eine 19-schüssige Bombettenbatterie von FKW Keller, die „prachtvolle Trauerweiden, Rosen- und Palmenbuketts“ an den Himmel zaubert, sind mit knapp 20 Euro nicht für kleines Geld zu haben. Aber wer mag schon billige Diamanten?

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%