Finanzkrise Britische Lebensversicherungen stehen massiv unter Druck

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Den jährlichen Bonus bekommen die Kunden in diesem Jahr dennoch – wie hoch er 2009 sein wird, entscheiden die Gesellschaften Anfang nächsten Jahres. Dafür müssen einige Versicherer die aufgebauten Reserven anzapfen. Wie lange diese Reserven reichen, um den geglätteten Wertzuwachs aufrechtzuerhalten, geben die Gesellschaften aber nicht preis.

Deutsche Kunden sollten auch darauf achten, in welcher Währung ihre Police läuft. In Deutschland angebotene angelsächsische Versicherungen werden heute meist in Euro abgerechnet, die dahinterliegenden Fonds nicht immer. Bei Royal London etwa notiert der Fonds, in dem die Versichertengelder gebunkert werden, in britischen Pfund. Verliert das Pfund gegenüber dem Euro, hat der Versicherte am Ende der Laufzeit einen Wechselkurs-Verlust.

In der Finanzkrise wird auch immer wichtiger, wo der Versicherer seinen Sitz hat. Bei einer Pleite der Gesellschaft kann im schlimmsten Fall vom Ersparten nichts mehr übrig bleiben. Nur in Großbritannien, nicht aber in Irland, gibt es ein dem deutschen Protektor vergleichbares Sicherungssystem, das im Insolvenzfall die Verträge weiterführt oder dem Kunden Entschädigung zahlt. Geht ein irischer Versicherer pleite, springt niemand ein. Wichtig ist es daher, auf die Finanzstärke der Gesellschaft zu achten – oder gleich die Finger von diesen Policen zu lassen.

Gesellschaften wie die irische Canada Life Europe verweisen auf ihre Finanzstärke und die penible irische Aufsichtsbehörde. Der Kölner Versicherungsberater Detlef Lülsdorf empfiehlt derartige Policen dennoch nicht. „Ich muss den Kunden darauf hinweisen, dass es bei irischen Versicherern das Risiko des Totalverlustes gibt“, sagt er.

Beinahe-Pleite ein Weckruf für FSA

Komplettschutz bietet aber auch die britische Insolvenzsicherung Financial Services Compensation Scheme (FSCS) nicht. Sie garantiert 2.000 Pfund und bürgt für den Rest zu 90 Prozent. Bei Totalausfall einer 100.000-Pfund-Police büßt ein Kunde demnach 9800 Pfund (12.300 Euro) ein.

Die deutschen Wettbewerber von britischen Versicherern in Deutschland wie zum Beispiel Clerical Medical oder Standard Life wiesen jahrelang gern darauf hin, dass deutsche Kunden der Briten bei einer Pleite nicht abgesichert wären. Vom deutschen Schutzsystem Protektor wurden sie ebenso wenig gedeckt wie vom britischen Schutzschild FSCS.

Das hat sich geändert. Standard Life etwa betont jetzt, dass auch ihre deutschen Kunden durch das britische System gedeckt werden. Dies gilt allerdings nur für Kunden, deren Vertrag seit Dezember 2001 – damals wurde FSCS gegründet – ausgestellt wurde. Nach Angaben der Versicherer werden auch Kunden von Clerical Medical, Royal London, Friends Provident und Legal & General vom britischen System geschützt.

In Großbritannien wie in Deutschland sind Beinahe-Pleiten von Versicherern kein unvorstellbares Szenario. In Deutschland musste 2003 die Mannheimer Lebensversicherung aufgefangen werden, weil sie sich mit Aktien verzockt hatte. Der britische Versicherer Equitable Life schlidderte 2000 wegen zu hoher Garantien nur knapp an der Pleite vorbei. Seitdem wurden die Schutzregelungen deutlich verschärft. Für die britische Finanzaufsicht FSA, sagen Branchenkenner, sei die Beinahe-Pleite ein Weckruf gewesen.

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