Finanzkrise Commerzbank stürzt zurück in die Krise

Die Commerzbank hat Details zum abgelaufenen Quartal gegeben – und prognostiziert ein schwieriges Jahr 2010. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite steigt auf 4,2 Milliarden Euro.

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Das neue Logo der Commerzbank Quelle: AP

Die Wirtschaftskrise drückt die Commerzbank tief in die Verlustzone. Das vom Staat gestützte Institut rechnet inzwischen mit Kreditausfällen von über vier Milliarden Euro - deutlich mehr als der Vorstand bisher in Aussicht gestellt hat. „Wir bleiben mittelfristig sehr vorsichtig. Eine Entspannung bei der Risikovorsorge werden wir frühestens 2011 oder 2012 sehen“, machte Finanzvorstand Eric Strutz deutlich. Immer mehr Pleiten ihrer vorwiegend mittelständischen Kunden und die Krise in Osteuropa, wo sich die zweitgrößte deutsche Bank besonders stark engagiert, machen ihr zu schaffen. Auch für das kriselnde Geschäft mit Schiffs- und Immobilienkrediten gab der Vorstand noch keine Entwarnung.

2009 und wohl auch 2010 schreibe die Bank deshalb erneut Verluste, kündigte Finanzchef Eric Strutz heute an. In den ersten neun Monaten summierte sich der Konzernverlust vor allem wegen der Integration der Dresdner Bank auf knapp 2,7 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr erwarten Branchenkenner etwa drei Milliarden Euro Minus. Auch Abschreibungen beim Verkauf der Tochter Eurohypo drückten das Ergebnis, während die Belastungen aus der Finanzkrise langsam sinken. Bis 2012 will die Bank schwarze Zahlen schreiben.

Konkurrenz erholt sich schneller

Andere Institute wie etwa die beiden größten Banken der Eurozone, die spanische Santander und die französische BNP Paribas, kämpfen ebenfalls mit stark steigenden Kreditrisiken. Im Gegensatz zur Commerzbank konnte BNP Paribas jedoch - wie auch der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank - mit sprudelnden Gewinnen im wieder aufkeimenden Kapitalmarktgeschäft die Verluste mit Krediten mehr als wettmachen. Die Franzosen steigerten ihren Gewinn im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 1,3 Milliarden Euro.

Enttäuschte Investoren

Anleger nahmen die Quartalszahlen und den negativen Ausblick zum Anlass, Commerzbank-Aktien abzustoßen, die mit Verlusten von mehr als vier Prozent größter Verlierer im Dax waren. Bereits nach Bekanntgabe von Eckdaten zu den Quartalszahlen am vergangenen Montag war die Aktie auf Talfahrt gegangen. „Die Probleme bei der Commerzbank sind noch lange nicht vorbei“, sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck. Besonders beunruhigend sei die Kreditrisikovorsorge, urteilte Olaf Kayser von der LBBW.

Das nötige Geld für die eigene Umstrukturierung wird bei der Commerzbank somit knapper. Im dritten Quartal hat die Bank – wie bereits bekannt – erneut einen Milliardenverlust verbucht. Erstmals seit Mitte 2008 machte das Institut aber operativ wieder einen Gewinn (122 Millionen Euro). Grund dafür waren vor allem höhere Kurse bei zuvor größtenteils als wertlos eingestuften Wertpapieren. Das Umfeld bleibe aber unverändert schwierig, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing laut Mitteilung.

Zunehmend an Glanz verliert auch die einstige Ertragsperle des Konzerns, das Mittelstandsgeschäft. Die früher vom heutigen Bankchef Martin Blessing verantwortete Sparte erzielte im dritten Quartal gerade noch einen operativen Gewinn von 64 Millionen Euro, ein Rückgang von gut 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch im Privatkundengeschäft sank der Gewinn deutlich. Grund war die Zurückhaltung von Kunden beim Handel mit Aktien und Fonds, wodurch Banken weniger Provisionen einnehmen.

Altlasten der Dresdner Bank in Milliardenhöhe

Der Commerzbank machten dagegen Giftpapiere nicht mehr so stark zu schaffen - in einigen Portfolios habe es wegen der Kapitalmarkterholung sogar Wertzuwächse gegeben, erklärte Strutz. Die interne Abwicklungseinheit, in der die Commerzbank kritische Papiere mit einem Marktwert von knapp 24 Milliarden Euro stecken hat, machte im dritten Quartal deshalb einen operativen Gewinn von knapp 500 Millionen Euro.

Die Commerzbank kommt jedoch mit dem Abbau dieser Dresdner-Altlasten nur langsam voran und neue Belastungen durch den Verkauf von Portfolios seien sehr wahrscheinlich. Die Übernahme der Dresdner Bank vom Versicherungsriesen Allianz hatte der Commerzbank 2008 einen Verlust von mehr als sechs Milliarden Euro eingebrockt. Sie musste vom Staat mit 18,2 Milliarden Euro gestützt werden. Dieser hält nun 25 Prozent und eine Aktie und ist der größte Aktionär der Bank.

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