Finanzkrise Web 2.0: Der Wettlauf ums Überleben hat begonnen

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg Quelle: AP

Am stärksten unter Druck steht Mark Zuckerberg, Gründer und Chef der Web-2.0-Vorzeigefirma Facebook. Er muss Zweifel zerstreuen, ob sein Unternehmen tatsächlich 15 Milliarden Dollar wert ist. Für 240 Millionen Dollar erwarb Microsoft vor rund einem Jahr den Mini-Anteil von 1,6 Prozent an dem Hoffnungsträger – Ruhm und Last für Zuckerberg zugleich.

Äußerlich lässt sich der gerade mal 24 Jahre alte Unternehmer nichts anmerken, demonstriert geradezu übermenschliche Nervenstärke. „Im Tagesgeschäft haben wir diese Diskussionen nicht, dass wir jetzt irgendwas tun müssten, um den Unternehmenswert von 15 Milliarden Dollar zu demonstrieren“, entgegnete Zuckerberg während einer Internet-Konferenz auf die Frage, ob Microsoft-Chef Ballmer mit seiner Investition glücklich ist.»

Längst hätte Zuckerberg selbst Kasse machen können. Im September 2006 lehnte er ein 1,2 Milliarden Dollar schweres Kaufangebot von Yahoo ab. Auch Übernahmeofferten von Microsoft widerstand er. „Ich will ein Unternehmen für die nächsten 20 bis 30 Jahre errichten“, sagt Zuckerberg. Nun wird er im Bunde mit seiner Operativchefin Sheryl Sandberg, einer Google-Veteranin, beweisen müssen, dass Facebook eine Antwort auf die drängendste Frage im Web 2.0 findet: Wie lässt sich mit sozialen Netzwerken langfristig Geld verdienen?

Im Prinzip ist das kein Problem: Derzeit hat Facebook zwei große Umsatzströme – Werbeeinnahmen und den Verkauf virtueller Güter wie digitaler Blumensträuße oder virtueller Champagner. Im vergangenen Jahr setzte Facebook damit 150 Millionen Dollar um. Das Gros der übrigen Einnahmen stammte von Microsoft. Der Softwarekonzern vermarktet Anzeigen für Facebook und garantiert einen jährlichen Mindestumsatz – selbst wenn die Geschäfte schlecht laufen. Für dieses Jahr erwartet Face‧book einen Umsatz von 263 Millionen Dollar, wie die WirtschaftsWoche von Insidern erfuhr. Ursprünglich waren 300 Millionen Dollar geplant. 

Zwar ist Facebook heute von den Microsoft-Einnahmen weniger abhängig als früher. Doch das liegt auch daran, dass sich Anzeigen bei Facebook schlechter als erwartet vermarkten lassen. Die meisten Nutzer ignorieren sie schlicht, und viele Werbetreibende befürchten noch immer, soziale Netzwerke könnten ihre Marke in einem unberechenbaren Umfeld beschädigen. So wurden während des letzten Verbandstreffens der US-Werbungstreibenden die 1200 Teilnehmer nach ihrem bevorzugten sozialen Netzwerk für Werbekampagnen befragt. Die Antwort war ernüchternd: Fast ein Drittel lehnte sie rundweg ab. 20 Prozent konnten sich mit YouTube anfreunden, 18 Prozent mit Facebook. Myspace landete mit 6 Prozent abgeschlagen ganz am Ende. 

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