Finck-Clan Schlammschlacht ums Milliardenerbe

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Großer Sitzungssaal der Privatbank Merck Finck & Co. in München Quelle: Pressefoto

Nach seinem Ableben sollte der Rest des Vermögens unter Helmut, August junior und Wilhelm verteilt werden. Gerhard von Finck, der vierte Sohn, war wegen seines angeblich „ehrlosen Lebenswandels“ vom Vater enterbt worden. Auch die Damen des Hauses, egal, ob Tochter, Gattin oder Ex-Ehefrau, blieben außen vor. Für die Erben galten strikte Auflagen, die der Patriarch in einer breitgezogenen, kaum lesbaren Handschrift niedergeschrieben hatte. Bis zur Wahl des Studienfaches seiner Sprösslinge – Jura und Wirtschaft waren erlaubt, auch Agrar- und Forstwirtschaft nicht ganz verkehrt – reichte der letzte Wille des Barons.

Zwei Punkte lagen ihm besonders am Herzen. Zum einen sollte das Bankhaus „als offene Handelsgesellschaft mit meinen erbberechtigten Söhnen und von diesen als persönlich haftenden Gesellschaftern fortgesetzt werden“. Zum anderen sollten die Erben die Beteiligung an den Isarwerken 25 Jahre lang nicht antasten.

Für seinen Jüngsten, Helmut, hatte sich der Alte ein paar zusätzliche Schikanen einfallen lassen. Bis zum 38. Geburtstag sollte sich Helmut die Beträge für einen „standesgemäßen Unterhalt“ von einem Testamentsvollstreckergremium genehmigen lassen. Auch danach hätte er nicht frei über sein gesamtes Vermögen verfügen können.

Helmut war nur als sogenannter Vorerbe eingesetzt. Erst nach seinem Tod sollten „seine männlichen blutsmäßigen ehelichen Abkömmlinge“ erben, wie es in einer Passage des Testaments heißt. Dass der Passus auch für die zuvor erfolgten Schenkungen galt, ist unwahrscheinlich. Doch offenkundig hegte der Senior Zweifel daran, wie sich sein Jüngster entwickeln würde.

Dessen Leistungen im bayrischen Traditionsinternat Schloss Neubeuern ließen zu wünschen übrig. Helmut ging lieber in die Rosenheimer Diskotheken, rauchte ab und an einen Joint und hörte dazu Musik der Dire Straits. Mit 18 schmiss er die Schule hin, und der direkte Kontakt zum Vater riss ab. Doch als der Patriarch im April 1980 auf Gut Möschenfeld bei München im Alter von 81 Jahren an seinem Schreibtisch starb, warf das auch den Sohn aus der Bahn.

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