Finck-Clan Schlammschlacht ums Milliardenerbe

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Mövenpick-Hotel Hamburg Quelle: Pressefoto

Seither nährt die Exegese des alten Testaments Heerscharen von Juristen. Denn auf den letzten Willen des Patriarchen stützt sich auch die 125 Seiten starke Klageschrift, die Helmut von Finck im Dezember 2009 beim Landgericht München eingereicht hat. Neben der Rückabwicklung des Vertrags von 1985 fordern seine Anwälte per Stufenklage die nachträgliche Enterbung der Halbbrüder wegen der vermeintlichen Verstöße gegen das Testament sowie die „Herausgabe sämtlicher Nachlassgegenstände“ beziehungsweise all jener Unternehmensbeteiligungen, die inzwischen an ihre Stelle getreten sind.

Dass August von Finck junior freiwillig Anteile an Mövenpick abgibt oder gar sein Schloss räumt, darf bezweifelt werden. Der Mann hat die Mittel, sich zur Wehr zu setzen. Die Erbschlacht dürfte sich also noch über Jahre hinziehen, auch wenn für Anfang Oktober ein erster Gütetermin vorgesehen ist.

Denn auch Helmut von Finck hat sich Unterstützung gesichert. Eine Gruppe von Unternehmern bezahlt die Anwälte, um den Streit notfalls durch alle Gerichtsinstanzen zu fechten. Dafür sollen die Prozessfinanzierer im Erfolgsfall einen Teil der Beute erhalten.

Die Schwestern

Immerhin, die von Finck’sche Fehde zeugt von Traditionsbewusstsein. Schon eine Generation zuvor fetzte sich die Adelssippe. Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, begehrten die beiden Schwestern von August senior Einblick in die Geschäfte der Familienbank, die sie von ihrem Vater, dem legendären Bankier und Mitbegründer der Allianz-Versicherung Wilhelm von Finck, anteilig geerbt hatten. „Ich fragte und fragte, doch August gab mir keine Antwort“, ließ sich Margarethe von Stengel, eine der Schwestern, später zitieren.

Statt der erhofften Einblicke habe es im Treppenaufgang von Gut Möschenfeld nur eine Ohrfeige gesetzt. Margarethe ließ sich auszahlen, prozessierte mehr als 20 Jahre lang gegen August senior und tat fortan gerne kund: „August hat mich beschissen.“

Eine Generation später hat sich im Grunde nicht viel geändert. Selbst die Namen klingen vertraut.

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