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Fluglinien Air Berlin ist endlich erwachsen

Der geplante Beitritt von Air Berlin zur Flugallianz Oneworld um British Airways erhöht den Druck auf die Lufthansa, sorgt für niedrigere Flugpreise – und beendet bei Deutschlands zweitgrößte Fluglinie den Umbau weg vom Billigflieger hin zu einer Servicefluglinie. Ein Kommentar von Rüdiger Kiani-Kress

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Air Berlin tritt dem Quelle: APN

Wenn Air Berlin-Chef Joachim Hunold noch einen Traum für sich und seine Airline hatte, dann ist der heute in Erfüllung gegangen. Jahrelang musste sich der umtriebige Manager als Billigflieger oder Betreiber von Ballermann-Bombern abtun lassen, als einer, der eben immer eine Stufe unter den richtigen Fluglinien stand, obwohl der Service in weiten Teilen den der Lufthansa in ihrer Economy Class längst übertraf .

Aber jetzt kommen mit dem Chefs von British Airways, American Airlines und Finnair ein paar der besten Namen der Flugbranche zu ihm nach Berlin und bitten ihn, doch mit seiner Air Berlin der Luftfahrtallianz Oneworld beizutreten.

Und natürlich nimmt Hunold das freudig an. Denn der für das Jahr 2012 geplante Beitritt zum drittgrößten Airline-Club der Welt ist ein Ritterschlag sondergleichen: Hunold hat seine Air Berlin in weniger als 20 Jahren nicht nur zu einer der fünf umsatzstärksten Fluglinien in Europa gemacht. Die Partnerschaft mit den Vollservice-Fluglinien stellt Hunolds Unternehmen endgültig über das Feld der Billigflieger – und auf Augenhöhe mit dem Erzrivalen Lufthansa.

Air Berlin hat mit seinem Wachstum das ehemalige fliegende Symbol Deutschlands hierzulande bereits in immer mehr Städten zur Nummer zwei degradiert und mit dafür gesorgt, dass die Lufthansa beim Verkehr innerhalb Europas praktisch kein Geld verdient.

Mehr als Air Berlin jemals allein hätte bieten können

Mit Hilfe der Oneworld-Allianz und ihren 13 Mitgliedern macht Hunold der Kranichlinie das Leben auch im Langstreckenverkehr eng. Seine Versuche im Fernverkehr mit dem Kauf der LTU sind mehr oder weniger gescheitert. Aber jetzt bietet Air Berlin nicht länger einer Europanetz, sondern ein weltweites System an, das mit 2500 Flugzeugen 900 Flughäfen in fast 150 Ländern anfliegt.

Das ist ein entscheidendes Plus bei der wichtigsten Kundengruppe: den Geschäftsreisenden. Deren Arbeitgeber zahlen im Schnitt deutlich höhere Preise. Doch sie verlangen einen dichten Flugplan, damit ihre hochbezahlten Manager keine Zeit an den Flughäfen durch Umsteigen oder langes Warten auf einen Rückflug vertun. Air Berlin allein könnte das nur in Deutschland bieten. Jetzt kann sie es auch weltweit.

Sicher Oneworld ist deutlich kleiner als Konkurrenzclubs Skyteam um Air France/KLM und vor allem die Star Alliance um Lufthansa. Doch das muss Air-Berlin-Kunden nicht stören. In knapp zwei Jahren erwartet sie ein besserer Service als alles was Air Berlin ihnen je allein hätte bieten können. Die Passagiere können in knapp zwei Jahren mit einem Ticket und zu einem Preis in die USA, nach Lateinamerika oder Asien reisen, dabei Vielfliegermeilen sammeln und in Deutschland einlösen. Vielflieger mit einer goldenen oder silbernen Statuskarte haben Zugang den gut 550 Lounges der Gruppe.

Und das ist erst der Anfang. Denn mit Hilfe von Air Berlin können nicht nur die europäischen Oneworld-Partner wie British Airways, die spanische Iberia oder Finnair leichter ihre Flieger füllen. Dank ihres deutschen Partners bekommen auch Linien aus Übersee wie die australische Qantas oder Japan Airlines leichter ihre Maschinen voll und können auch Langstreckenflüge abseits von Frankfurt in Düsseldorf, Berlin oder Hamburg anbieten. Alles in allem: erstmal nur Gewinner.

Außer der Lufthansa.

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