Förderbanken Mit Förderkrediten und Bürgschaften gegen die Krise

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Soziale Einrichtungen wie Quelle: AP

Sieglinde Knudsen ist eine mutige Frau. Gemeinsam mit anderen Frauen gründete sie nach der Wende in Prenzlau den IG Frauen Prenzlau e. V. Ihr erstes Projekt sollte die Gründung eines Frauenhauses sein. Doch bei Politikern stießen die Damen mit ihrem Ansinnen damals auf Unverständnis. Er könne sich eher ein Freudenhaus vorstellen, habe ihr damals ein Politiker geantwortet, erinnert sich die 55-Jährige heute. Daraufhin nahmen die Frauen die Sache selbst in die Hand und gründeten eine Beratungsstelle für Frauen in Not.

Geldsorgen kamen auf, als der Verein ein Krisenhaus eröffnen wollte. Misshandelte und verhaltensauffällige Kinder sollten hier untergebracht werden. „Eine passende Immobilie, die wir hätten mieten können, gab es nicht“, sagt Knudsen. Also musste sie eine kaufen oder pachten.

Bei den Banken stieß sie auf Verständnis, doch mit einem Kassenbestand von damals 60 Mark war nicht an einen Kredit in Höhe von 1,8 Millionen zu denken. Auch eine Spende in Höhe von 400.000 Mark reichte nicht aus. Die Rettung des Projekts gelang, als Knudsen Jutta Pielchen, Geschäftsführerin der Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft, kennenlernte. Das Kölner Institut ist darauf spezialisiert, Projekte wie das der IG Frauen zu finanzieren, und sie war bereit, einen Großteil der Kreditsumme abzusichern. Nun fand sich auch eine Bank, die das Projekt finanzierte.

Heute ist der Verein mit 78 fest angestellten Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in der Region. Neben dem Krisenhaus bietet der Verein einen 24-Stunden-Kindergarten an, der 365 Tage im Jahr geöffnet hat, besitzt ein Jugendgästehaus mit Tagungsräumen und einiges mehr. Eigentlich sei so etwas Aufgabe des Staates, sagt Knudsen, doch „wenn der sich darum nicht kümmert, müssen wir es eben selbst in die Hand nehmen“.

Soziale Unternehmen vermissen Rückbürgschaften aus den Ländern

Soziale Einrichtungen, wie Altenheime, werden heute meist von Wohlfahrtsverbänden betrieben. Sie waren es auch, die nach der Wende die Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft gründeten, um vor allem Einrichtungen in den neuen Bundesländern aufbauen zu können. „Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sagte den Verbänden zu, dass auch wir eine Rückbürgschaft von Bund und Ländern bekommen, wie die anderen Bürgschaftsbanken auch“, erinnert sich Pielchen. Doch bis heute ist daraus nichts geworden. „Dabei gab es von Anfang an einen riesigen Bedarf.“

Zunächst sind die Wohlfahrtsverbände eingesprungen und haben für die Verpflichtungen der Bank gebürgt. Doch auch hier ist das Geld knapp, und die Wohlfahrtsverbände konnten ihr Engagement nicht aufrechterhalten. Wenigstens NRW und Niedersachsen erklärten sich unterdessen bereit, Rückbürgschaften zu erteilen, sodass die Bank in diesen Ländern soziale Projekte fördern kann, in den anderen Ländern muss für jede Bürgschaft der Bank eine Rückbürgschaft des Landes eingeholt werden, ansonsten fällt das Projekt flach.

Dabei wird die Bürgschaftsbank für Sozialwirtschaft mehr denn je gebraucht. „Auch in unserem Bereich macht sich die Finanzkrise bemerkbar“, sagt Pielchen. „Wir werden überschüttet mit Anfragen.“ Für ein soziales Unternehmen, das ohnehin kaum Gewinne abwirft, sei es immer schon schwierig gewesen, die Bank von einem Kredit zu überzeugen. Doch nun seien die Banken noch vorsichtiger. Sie verlangen Bürgschaften für die Renovierung von Altenheimen oder Kindertagesstätten, und diese Unternehmen haben traditionell keine großen Vermögen. „Grundschulden allein werden als Sicherheit selten akzeptiert, da die Bank die belasteten Gebäude im Bedarfsfall kaum verwerten kann“, sagt Pielchen. „Es ist traurig, dass wir vieles ablehnen müssen, weil uns noch in einigen Bundesländern Rückbürgschaften fehlen.“

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