Freelance.com: Das Arbeitsmodell der Zukunft

Die Wiege von Freelance.com steht in Frankreich. Dort nämlich haben sich 1996 Sylvain Vieujot und Andre Martinie, zwei selbstständige IT-Spezialisten, zusammengetan, um gemeinsam ihre Dienste potenziellen Arbeitgebern anzubieten. Sie wollten dabei nicht fest angestellt sein, sondern die Vorzüge der selbstständigen Projektarbeit genießen: Flexibilität, Ungebundenheit, Abwechslung.

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Diese positiven Seiten mochten sie aber auch mit den Vorteilen eines festen Angestelltenverhältnis verbinden: Sicherheit, Sozialleistungen und ein festes Gehalt. Denn das größte Problem von Selbstständigen war in ihren Augen, dass sie technisch arbeiten wollten, sich aber nicht ständig um ein Anschluss-Projekt kümmern konnten, wenn das alte noch nicht abgeschlossen war. Daneben investierten sie wertvolle Zeit, um sich in Sachgebiete einzuarbeiten, von denen sie wenig Ahnung hatten: Juristerei, Buchhaltung, Versicherungen. Eine Gilde für IT-Experten Die Idee der Unternehmensgründer: Eine Art „Gilde“ für freiberufliche IT-Fachkräfte zu schaffen, die Selbstständigen nicht nur zu Jobs verhilft und Projektanbietern qualifiziertes Personal vermittelt, sondern auch Zusatzservices bietet wie Reise-Management, Beschaffung von günstiger Ausrüstung, qualitativ hochwertige, aber günstige Hilfestellung in Dingen wie Versicherungen, juristischer Beratung, Buchhaltung. Das ist nur dadurch möglich, dass Freelance.com als Großkunde erheblich günstigere Konditionen erhält als der Einzelne. Kurzum: Freelance.com gibt zusätzlich zur Jobvermittlung umfangreiche Unterstützung Freelance.com legt besonderen Wert darauf, besonders qualifizierte Experten zielgenau zu vermitteln. Eine ungeprüfte Online-Registrierung, wie sie bei Hunderten anderen Job-Börsen vorgenommen werden kann, ist hier zwar auch möglich. Sobald sich aber ein Freiberufler eingetragen hat, nimmt ein Service-Manager Kontakt zum Projektsuchenden auf und erforscht zunächst dessen besondere Fähigkeiten und Qualifikationen in einem Telefongespräch. „In 90 Prozent der Fälle streben wir sogar ein persönliches Gespräch an – nur so können wir feststellen, zu welchem Projektanbieter und zu welchen Projekten er oder sie passt“, meint Jochen Mayer, Geschäftsführer der in Bad Homburg bei Frankfurt ansässigen deutschen Niederlassung. „Damit ist eine Vermittlung ohne großen Reibungsverlust möglich.“ Weltweit aktiv Freelance.com ist inzwischen in sieben Ländern aktiv, weltweit haben sich knapp 50.000 Freiberufler registrieren lassen. Das Unternehmen ging in Deutschland erst im November 2000 an den Start, bisher haben sich immerhin 370 deutsche Selbstständige eingetragen. Wöchentlich kommen im deutschsprachigen Raum cirka zehn bis 15 neue hinzu, weltweit wird die Datenbank um 500 „Projektarbeiter“ erweitert. Die Vermittlung der Projekte ist für den Freiberufler kostenfrei, nur vom Projektanbieter erhält das Unternehmen eine 20prozentige Provision. Dadurch finanziert sich Freelance.com. Weltweit schreibt das Unternehmen bereits schwarze Zahlen. „In Deutschland möchten wir in 18 Monaten Gewinn bringend arbeiten“, so Mayer. Börsengang in den USA im Sommer Dann will Freelance.com auch an den Neuen Märkten an die Börse gehen. In den USA, wo das Geschäft mit den Freiberuflern schon etablierter ist und das Unternehmen seine Zentrale hat, wird schon im Sommer der Gang an die New Yorker Nasdaq angepeilt. „Der Erfolg gibt uns recht – schließlich muss Freelance.com hauptsächliche für variable Kosten aufkommen, Fixkosten entstehen kaum.“ > Insgesamt arbeiten für Freelance weltweit 180 Menschen, in Deutschland sind zunächst sechs Mitarbeiter für die Belange der Selbstständigen zuständig. Das Unternehmen ist von Venture Capitalists finanziert; die Namen der VC's möchte Mayer jedoch nicht nennen: „Hinter uns stehen mehrere kleinere Risikokapitalgeber, deren Anteile relativ gleichmäßig verteilt sind.“ Das Arbeitsmodell des 21. Jahrhunderts? Die Kunden von Freelance.com setzen sich einerseits vor allem aus Systemhäusern wie Cap Gemini, die beispielsweise Projekte für Kunden entwickeln, zusammen. Andererseits nehmen aber auch Endkunden, die selbst kurzfristige und absehbare Hilfe bei IT-Problemen benötigen, Freelance.com in Anspruch. Jochen Mayer prophezeit, dass Freelancing im 21.Jahrhundert sich als wichtigstes Arbeitsmodell etablieren wird. Damit sieht er ein enormes Potenzial in Freelance.com. Details zu Freelance.com

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