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Führungswechsel Schwieriger Spagat für neuen Porsche-Chef

Der VW-Topmanager Matthias Müller wird den acht Jahre jüngeren Michael Macht an der Spitze von Porsche ablösen. Müller muss die neue Rolle finden, die Porsche im VW-Riesenreich spielen kann.

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Der VW-Manager Matthias Quelle: dpa

Nun ist es offiziell: Matthias Müller wird neuer Porsche-Chef, teilte der Sportwagenbauer in Stuttgart mit. Der 57-Jährige VW-Topmanager wird auf den acht Jahre jüngeren Michael Macht folgen, der als Produktionsvorstand nach Wolfsburg wechseln soll.

MM – die Initialen des Porsche-Chefs bleiben, alles andere wird sich ändern: Macht schwäbelt, Müller spricht bayerisch. Macht steht nicht gern im Rampenlicht, ist eher ein Mann der leisen Töne. Müller lässt nichts anbrennen, sagt was er denkt und wird dabei auch öfter mal ruppig. Der wichtigste Unterschied ist jedoch der Werdegang: Macht hat auf den ersten Blick zwar wenig gemein mit seinem raubeinigen Vorgänger Wendelin Wiedeking, doch er ist sein Zögling. Der 49-Jährige hat unter Wiedeking Karriere gemacht, ist ein hundertprozentiges Porsche-Gewächs.

Müller dagegen gehört zu einer Riege, die inzwischen im VW-Konzern die entscheidenden Positionen besetzt haben: Die Audianer. Wie Konzern-Patriarch Ferdinand Piech und VW-Chef Martin Winterkorn ist Müller bei Audi groß geworden. Nach dem Abitur begann er 1971 als Lehrling bei Audi. Jahre lang arbeitete er mit dem damaligen Audi-Chef Winterkorn in Ingolstadt eng zusammen, von 2003 bis 2007 als Leiter der Produktstrategie. Danach holte ihn Winterkorn in gleicher Funktion zu Volkswagen.

Piechs Wunschkandidat für Porsche

Mit Müller installiert Piech einen weiteren verdienten Audi-Manager an einer Schlüsselposition in seinem VW-Reich. Piechs Wunschkandidat für den Porsche-Posten war der gebürtige Chemnitzer wohl schon im vergangenen Sommer, als Wiedeking den spektakulären Machtkampf zwischen VW und Porsche verlor. Doch zu diesem Zeitpunkt wäre der aufgewühlten Porsche-Belegschaft ein Audi-Mann wohl nicht zu vermitteln gewesen. Piech verzichtete auf die Provokation und setzte vorübergehend den langjährigen Porsche-Manager Macht an die Spitze des Sportwagenbauers. Macht sei nur „kommissarischer Porsche-Chef“ meldete damals die WirtschaftsWoche – wie sich jetzt bestätigt, völlig zu Recht.

Müller gilt als exzellenter Produktstratege. Diese Fähigkeit wird er als Porsche-Chef wie nie zuvor brauchen. Denn die Sportwagenmarke muss ihre Rolle im VW-Riesenreich erst noch finden. Winterkorn macht es Müller dabei alles andere als leicht: Porsche soll, geht es nach dem VW-Chef, einerseits seine Gene als kompromissloser Sportwagenbauer wieder entdecken – was eher nach Rückzug auf die Kernzielgruppe der echten Sportwagenfreunde klingt. Andererseits will der VW-Chef, dass Porsche mit kleinen, günstigeren Modellen – etwa unterhalb des Geländewagen Cayenne oder des Sportwagens Boxster – neue Zielgruppen erobert und den Absatz drastisch steigert.

Wie dieser Spagat gelingen soll? Müller hat die groben Pläne womöglich schon in der Schublade. Bald kann er mit der Umsetzung beginnen.

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