Fußball Nach Super-GAU für Manu: Ferguson droht Aus

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Alex Ferguson versuchte in Lissabon mit Anweisungen das Unheil noch abzuwenden.

dpa HAMBURG. Für Manchester United ist der Super-GAU eingetreten. Erstmals seit elf Jahren scheiterte der erfolgsverwöhnte Champions-League-Sieger von 1999 sensationell schon in der Königsklassen-Vorrunde. Als enttäuschender Letzter der Gruppe D darf der englische Traditionsclub nun sogar noch nicht einmal an der Uefa-Cup-Trostrunde teilnehmen. Die Medien im Fußball-Mutterland fielen angesichts der sportlichen Krise des Star-Ensembles um Ruud van Nistelrooy über den langjährigen Erfolgscoach Alex Ferguson her und erklärten seine Ära nach 18 Jahren bei „Manu“ für so gut wie beendet. „Lichter Aus! Das ist der Anfang vom Ende für den Boss. Fergusons Zukunft liegt in Trümmern“, befand „The Daily Mirror“. Und „The Sun“ titelte: „Manu ist am Tiefpunkt angelangt. Fergusons Zukunft als Coach in Manchester ist zweifelhaft.“ Während neben Werder Bremen der FC Villarreal und Benfica Lissabon die letzten Tickets für das am 16. Dezember in Nyon auszulosende Achtelfinale (21/22. Februar und 7./8. März 2006) holten, liegt der einstige Gigant aus Manchester am Boden. Nur ein Sieg und lediglich drei Treffer in sechs Spielen stellen dem Club aus der Arbeiterstadt ein Armutszeugnis aus. Ferguson will trotz der wohl größten Krise seiner Amtszeit nicht aufgeben. Er gab zwar zu: „Ich bin geschockt.“ Doch der 64-Jährige ist bereit, die Weichen für die Zukunft zu stellen. „Wir müssen uns erholen, neu formieren und von vorne beginnen. Dieser Club ist immer wieder aus schwierigen Situationen auferstanden. Das werden wir auch diesmal tun“, versprach der vom Glück verlassene Coach. Die Saison ist aber kaum noch zu retten: Als Premier-League-Zweiter weist „Manu“ auch schon zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter FC Chelsea auf. Der bittere K.o. in der kontinentalen Meisterliga, den Benfica Lissabon mit dem 2:1-Heimsieg besiegelte, bedeutet den Tiefpunkt für den einstigen Vorzeige-Club. „Lissabons berühmte Adler kreisten vor Spielbeginn über dem Stadion, am Ende hatten sie jegliches Fleisch von Manchesters Knochen gefressen“, fasste „The Guardian“ trefflich zusammen. Die Zeitung „Público“ (Lissabon) meinte hingegen stolz: „Ein herrschaftliches Benfica hat den allmächtigen Lord Manchester im Stadion des Lichts erniedrigt. Kaum jemand hätte das geglaubt, nicht mal die Benfica-Fans, aber der Club hat gegen den Monarchen des europäischen Fußballs auf gleicher Augenhöhe gespielt - und gesiegt.“ Der FC Villarreal, der mit 30 Mill. Euro eines der kleinsten Jahres-Budgets aller Europacup-Starter hat, stahl dem einst reichsten Club der Welt die Show. „Das Aus der ,Red Devils' macht Villarreals Erfolg umso größer“, schrieb „As“ über den inmitten von Orangen- und Zitronenplantagen beheimaten Provinz-Club, der erst seit 2000 in der Primera Division spielt. Den Gruppensieg vor Benfica nannte „Marca“ ein „gelbes Wunder“ und befand: „Villarreal hat in einer magischen Nacht Geschichte geschrieben.“ Dass ausgerechnet der auf der Abschussliste stehende Edelreservist Antonio Guayre zum Sieg über den OSC Lille traf, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. „Launisch wie der Fußball nun mal ist, war es Außenseiter Guayre, der dem Club die Schlüssel des europäischen Himmels gab“, urteilte „El País“ und ergänzte: „Villarreal hat den schönsten Tag seiner Historie erlebt.“ Und noch ein „Kleiner“ schnitt erfolgreicher ab als „Manu“. Der erst 2002 in die 1. Schweizer Liga aufgestiegene Champions-League- Debütant FC Thun ist als Dritter der Gruppe B noch im Uefa-Cup dabei. „Platz drei war immer unser Ziel“, sagte Trainer Urs Schönenberger, während Profi José Goncalves sein Glück kaum fassen konnte: „Es ist einfach schön. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“

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