Fußball Real Madrid und die Geschäfte des Präsidenten

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Real Madrids Präsident Quelle: dpa

Doch die fetten Jahre sind in Spanien vorbei, zukünftige Beteiligungsverkäufe dürften weniger lukrativ sein. Den Baulöwen scheint das nicht zu kümmern – er macht weiter wie bisher. Mit seiner Unterstützung nahm Real einen Kredit von 100 Millionen Euro auf, um Ronaldo bei Manchester United loszueisen. Und auch bei ACS stehen die Zeichen noch auf Wachstum, vor allem in den USA, Lateinamerika und Osteuropa.

Schon fragen sich Experten, wie lange er den Expansionskurs noch durchhält, zumal manche Geschäfte für Nichtspanier einen dubiosen Hintergrund haben. 2001 etwa verschaffte Pérez Real Madrid 480 Millionen Euro, indem er ein vereinseigenes Grundstück mit hohem Gewinn verkaufte – angeblich dank guter Beziehungen zur Madrider Stadtregierung, die die Liegenschaft zu Bauland erklärt hatte. Pérez baute in den Siebzigerjahren für die Regierung Straßen und war für die Umwelt- und Bauverwaltung der Hauptstadt zuständig. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe, die EU-Kommission, die den Fall untersuchte, konnte ihm nichts nachweisen. Ein schlechter Nachgeschmack blieb: ACS gehört zu den Firmen, die das Gelände später bebauten.

Nutzt Pérez sein Sportamt für eigene Interessen?

Allerdings haben sich die Aussichten für ACS eingetrübt. Das Unternehmen ist zwar international breit aufgestellt und nicht nur im Bau-, sondern auch im Energie- und im Dienstleistungssektor tätig. Dennoch sank der Umsatz 2008 um ein Viertel. Doch Pérez hat Stehvermögen. „Sein großes Talent besteht im äußerst geschickten Umgang mit einflussreichen Politikern, Gewerkschaftern und Medien. Er ist mit wichtigen wirtschaftlichen Drahtziehern im Land befreundet“, sagt Branchenkenner Romera. In Spanien ist sein Ruf nahezu unantastbar, selbst die von Buchautor Escudier 2005 erhobenen Vorwürfe und Managementfehler können ihm offenbar nichts anhaben.

Für Insider wie Iese-Dozent Urrutia steht allerdings fest, dass Pérez sein Sport-Amt für eigene Interessen nutzt: „Bei Real-Auslandsreisen versucht er, auch für sein Unternehmen etwas herauszuholen.“ Neben dem neuen Real-Trainingsgelände in Valdebebas im Westen Madrids will Pérez zum Beispiel einen Freizeitpark für rund 300 Millionen Euro bauen. Für seine Firma dürfte bei diesem Mega-Auftrag etwas abfallen. ACS hat Grundbesitz in dem flughafennahen neuen Viertel. Gegenseitiges Geben und Nehmen ist in Spanien in vielen Branchen üblich, und im Fußball wird sowieso gern geklüngelt. „Bei allen spanischen Fußballvereinen sind Immobilien- und Bauunternehmen finanziell und politisch involviert“, sagt José María Gay, Wirtschaftsdozent an der Universität von Barcelona und Fußballexperte. „Die Vermischung von Interessen bleibt da nicht aus.“

Pérez ist Teil des Systems: Dank seiner guten Kontakte zu den regierenden Sozialisten übernahm er 1995 40 Prozent eines kleinen staatlichen Bauunternehmens und integrierte es in seine damalige Firma Ocisa. Ein paar Monate später erwarb er von den mittlerweile regierenden Konservativen den Rest. In den Folgejahren wuchs sein Reich so zum größten Baukonzern des Landes. Dabei halfen ihm stets Aufträge einflussreicher Freunde, zu denen der konservative Madrider Bürgermeister Alberto Ruiz Gallardón, Unternehmerfamilien wie der March-Clan oder der Investor Juan Abelló gehören.

Pérez selbst ist politisch nicht festgelegt: Er kann mit dem linken Premier José Luis Rodríguez Zapatero wie mit Emilio Botín, dem Chef seiner Hausbank Banco Santander. „Opportunismus und Vetternwirtschaft sind in Spanien so normal, dass es kaum jemanden stört“, sagt der Werbeunternehmer Joaquín Gómez.

Dennoch gibt es mittlerweile selbst bei den Real-Fans Zweifel, ob Pérez noch der richtige Mann ist. Viele der rund 85 000 Club-Mitglieder murrten, als die Dauerkarten 17 Prozent teurer wurden, um die Spielerkäufe zu finanzieren. „Wir erleben die schlimmste Rezession seit der statistischen Erfassung, und dieser Herr macht einfach so weiter, als sei nichts geschehen“, empört sich Real-Madrid-Mitglied Luis Mosquera in der Online-Ausgabe der Tageszeitung „El País“.

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