Gefährliche Akkus Brandgefahr in Flugzeugen

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Bereits seit 2004 dürfen Passagierflugzeuge in den USA keine Ladungen von Lithium-Akkus mehr befördern. Lithium-Ionen-Akkus sind die Nachfolger der einfachen Lithium-Batterien. Die Behörde nannte die Akkus „ein erhebliches Sicherheitsrisiko“, ließ sie aber im Handgepäck weiterhin zu. Die Flugsicherheitsaufsicht FAA testet die fragwürdigen Akkus seit zwei Jahren, hat aber noch keine Empfehlungen ausgesprochen. Die Hersteller der Akkus – wenig überraschend – verteidigen ihr Produkt. „Wir sind überzeugt, dass diese Batterien sicher und verlässlich sind, solange sie entsprechend den Bedienungsanleitungen der Hersteller benutzt werden“, schreibt Norm England, der Präsident des Verbandes der Batteriehersteller, auf der Webseite seiner Organisation. Die Anzahl der Unfälle sei angesichts der vielen Millionen Batterien in Umlauf „ausnehmend gering“. Aber es gibt sie, und mit steigender Leistung der Lithium-Ionen-Akkus scheinen sie zuzunehmen. Weil sie mehr Energie speichern und abgeben können als andere Batterien, setzen sie sich in der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik immer mehr durch. Schütteln erhöht die Kurzschlussgefahr Technisch gelten die Lithium-Ionen-Akkus jedoch als problematisch. Je mehr sie leisten, je eher geraten sie in Gefahr zu überhitzen. An den Kontakten der einzelnen Energiezellen zu Kontakten innerhalb des Akkus kann es dann zu Kurzschlüssen kommen, sagt Richard Stern, stellvertretender Direktor der US-Verbraucherschutzbehörde. Während der Produktion würden manche Akkus durch kleinste Metallteile verunreinigt. So könne die Trennung von Plus und Minus aufgehoben werden – die Folge: Kurzschlüsse. Wird ein solcher Akku auch noch durchgeschüttelt wie im Gepäckfach einer Flugzeugkabine, könne er in Brand geraten. „Für Verbraucher ist es schwer zu erkennen, welcher Akku noch gut ist und welcher nicht“, sagt Stern. „Es sei denn, man ist ein Elektroingenieur.“ Im Jahr 1999 wurden US-Behörden erstmals auf die Bedrohung aufmerksam, die Lithium-Akkus für den Flugverkehr bedeuten können. Auf dem Flughafen von Los Angeles entzündeten sich zwei Paletten mit 120.000 Batterien, nachdem sie aus dem Frachtraum einer Passagiermaschine entladen worden waren. „Riecht es hier nicht nach Feuer?“ Fünf Jahre später kam es zu einem ähnlichen Unfall in Memphis. In einem Frachtjet der Firma Fedex brach ein Brand aus – Minuten bevor die Maschine gen Paris abheben sollte. An Bord: Eine Ladung Lithium-Ionen-Batterien. Als der Fedex-Manager Marvin Sudduth drei Stunden nach dem Feuer eine Kiste mit 64 Batterien untersuchte, bekam er einen heftigen Stromschlag. „Das gehörte nicht gerade zu den zehn schönsten Dingen, die ich erleben möchte“, sagt Sudduth heute. Der dramatischste Batterie-Zwischenfall ereignete sich am 7. Februar dieses Jahres. „Riecht es hier nicht nach Feuer?“ fragte der Kopilot seine beiden Kollegen im Cockpit laut dem Protokoll der Flugsicherheit. Ihr UPS-Frachtjet befand sich in knapp zehn Kilometer Höhe im Anflug auf Philadelphia. 25 Minuten später sollte die Maschine landen.

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