Gerry-Weber-Gründer wird 75 Gerhard Weber – ein Modemanager mit Sporttick

Über Jahrzehnte baute Gerhard Weber in Ostwestfalen ein Modeimperium auf. Vor zwei Jahren zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück. Jetzt wird er 75. Für Schlagzeilen sorgte er auch mit seinem Engagement im Sport.

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Der Unternehmer wird am Freitag 75 Jahre alt. Quelle: dpa

Halle/Westfalen In einer für die Branche schwierigen Zeit feiert Gerhard Weber am Freitag seinen 75. Geburtstag. Der Mitgründer des Modekonzern Gerry Weber hat aus dem Nichts ein Unternehmen auf die Beine gestellt, das heute bei der Damenoberbekleidung zu den ganz großen der Branche zählt. In Spitzenzeiten kratzte der im SDax notierte Modeanbieter an der Umsatz-Grenze von einer Milliarde Euro. Vor zwei Jahren legte Weber das operative Geschäft in die Hände seines Sohnes Ralf. Als Aufsichtsrat ist er aber noch nah dran an den Entscheidungen.

In dieser Rolle musste er im März miterleben, wie sein Sohn harte Einschnitte verkündete. Bei der Neuausrichtung streicht das Management jede zehnte von 7000 Stellen. Auch 100 von 1000 Filialen fallen weg. Die Modeindustrie kämpft im Internet um neue Kundschaft und liefert sich harte Preiskämpfe.

Wie sehr leidet der Firmengründer? „Ich fühle hier mit. Schließlich habe auch ich viele Jahre mit diesen Mitarbeitern verbracht, wir haben zusammen schon viel erlebt“, sagt Gerhard Weber der Deutschen Presse-Agentur. Aber es helfe nichts: Angesichts der Entwicklung in der gesamten Modebranche seien die Einschnitte unausweichlich.

Ungewohnt offen für Manager hatte sein Sohn im März von eigenen Fehlern gesprochen. Intern aber gibt Vater Gerhard sich selber eine große Mitschuld. Viel früher hätte auch er gegensteuern müssen, wie ihn Wegbegleiter zitieren. „Es gilt jetzt für die neue Generation, das Beste aus dem Umbruch der Branche zu machen. Sicherlich ist das Thema Mode heute viel komplexer und deshalb schwieriger zu managen als noch vor 50 Jahren“, sagt der Jubilar. Damals gründete er zusammen mit Udo Hardieck den Gerry-Weber-Vorläufer, die Hatex KG.

Sein Geschäftssinn wird von Mitarbeitern und Wegbegleitern bewundert. Sein Umfeld kritisiert nur seine manchmal aufbrausende Art. „Er weiß halt alles besser“, lautet das Fazit, dass nicht nur negativ gemeint ist. In einem Interview mit der „Neuen Westfälischen“ zum 70. Geburtstag kokettierte Weber mit diesem Besserwisser-Image.


Er holte die Tennis-Elite nach Ostwestfalen

Er habe ja immer alles falsch gemacht, sagte er damals und spielte auf Entscheidungen an, die zuerst auf Kritik stießen, sich dann aber als goldrichtig erwiesen. Das habe sich wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen. Angefangen bei seinen Eltern, die nicht verstanden, dass er ein Modegeschäft eröffnen wollte, über die Entscheidung, ein Tennisstadion in Halle/Westfalen zu errichten.

Für Überraschungen hatte Gerhard Weber immer ein großes Gespür. Dass er die spätere Tennis-Legende Steffi Graf bereits vor ihren ersten großen Siegen als 17-Jährige als Werbebotschafterin unter Vertrag nahm, galt 1986 als Marketingcoup. Heute trifft sich einmal im Jahr die Tennis-Welt-Elite am Rande des Teutoburger Waldes.

Tennis, Golf und Fußball - für Gerhard Weber die großen Leidenschaften. „Golf ist neben Tennis mein liebstes Hobby. Leider musste ich damit anderthalb Jahre wegen Rückenschmerzen pausieren, aber jetzt geht es damit wieder los. Allerdings nicht mehr um 5 Uhr morgens“, sagt Weber der dpa. Zwar habe sich sein Tagesrhythmus in den vergangenen Jahren nicht geändert und er stehe nach wie vor früh auf. Aber der Alltag sei nicht mehr so durchgetaktet mit Terminen und Besprechungen. „Das bringt neuen Raum für kleine und größere Projekte mit sich“, sagt Weber vor seinem Geburtstag.

Zu Webers Freunden zählt der Fleischfabrikant Clemens Tönnies. Rund 40 Kilometer von Halle entfernt leitet der in Rheda-Wiedenbrück Deutschlands größten Schlachtbetrieb. „Gerhard Weber ist eine der herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands“, sagt Tönnies. Weber sei für ihn heute noch ein wichtiger Ratgeber. Dass dieser für den Zweitligisten Arminia Bielefeld und nicht für Königsblau schwärme, ist für den Aufsichtsratschef von Schalke 04 kein Problem: „Im Fußball unterstützen wir zwar verschiedene Vereine, aber wir sind keine Konkurrenten.“

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