Gesamtmetall: "Schmerzgrenze beim Wechselkurs erreicht" Exportwirtschaft besorgt über starken Euro

Die deutsche Exportwirtschaft sieht den starken Euro mit wachsender Sorge.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

vwd BERLIN. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, sagte der „Berliner Zeitung“ (Dienstagausgabe), der hohe Euro-Kurs sei in der gegenwärtig schwierigen Konjunkturlage eher von Nachteil und mache das ohnehin nicht leichte Geschäft in den Dollar-Raum noch schwieriger. „Langsam erreichen wir beim Wechselkurs die Schmerzgrenze“, sagte er. Da die Preise kaum erhöht werden könnten, reduziere der hohe Euro die Margen der Unternehmen immer mehr.

Zudem sorgten nun Wettbewerber von außen, die kostengünstiger im Euro-Raum anbieten könnten, für Druck. Kannegiesser verwies unter anderem auf die Abwertung des Yen, der die japanische Wirtschaft auf den Weltmärkten wettbewerbsfähiger mache. Laut Kannegiesser ist die entscheidende Frage, ob die Euro-Aufwertung von fundamentaler Dauer sei oder eine eher momentane Erscheinung wegen der Unsicherheiten um den Irak-Konflikt.

BDI-Präsident Michael Rogowski sagte der „Berliner Zeitung“, eine anhaltende Dollar-Schwäche werde sich zweifellos negativ auf deutsche Unternehmen auswirken. Sie würde den Export zwar nicht nennenswert dämpfen, aber deutlich auf die Ergebnisse der Unternehmen drücken. Der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie und Handelskammer-Tages (DIHK), Axel Nitschke, sieht auf Grund der anhaltenden Euro-Stärke mögliche negative Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. „International aufgestellte deutsche Unternehmen könnten dazu verleitet werden, einen größeren Teil ihrer Produktion in die USA zu verlagern, weil die Kosten dort geringer werden“, sagte Nitschke.

Wenig beunruhigt zeigte sich der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA). „Der starke Euro ist differenziert zu sehen“, zitiert die Zeitung BGA-Präsident Anton Börner. Einerseits senke er die Importrechnung, vor allem für Waren wie Öl oder Kaffee, die auf dem Weltmarkt in Dollar abgerechnet würden. Andererseits bewirke die Euro-Aufwertung durchaus eine gewisse Verteuerung deutscher Exportwaren. Betroffen seien hier vor allem der Maschinenbau, chemische Produkte und der Automobilbau. Es bleibe abzuwarten, wie lange die Euro-Stärke noch anhalte.

„Noch sind deutsche Firmen nicht bedroht, da der Großteil von ihnen Wechselkurssicherungsgeschäfte abgeschlossen hat“, sagte Börner. Mit fallendem Dollar würden solche Sicherungsgeschäfte für die Unternehmen allerdings teurer. Der BGA rechne damit, dass sich der Euro in den kommenden Monaten wieder leicht abschwächen und in der Nähe der Dollar-Parität einpendeln werde. „Und mit einem Eins-zu-eins-Kurs zum Dollar können wir leben“, sagte Börner.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%