Geschäftspartner des Skoda-Personalvorstands Schuster war gesuchter Betrüger VW wusste seit Jahren von Machenschaften

Die VW-Affäre wird für den Konzern zusehends peinlicher. Schon im November 2003 hatte VW nach Informationen des NDR-Magazins „Panorama“ Kenntnis von unseriösen Geschäften im Umfeld des mittlerweile entlassenen Skoda-Personalvorstands Helmuth Schuster.

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Symbolisch für die Lage von Volkswagen: Der Konzern steht derzeit im Regen. Foto: dpa

HB HAMBURG. Im Zusammenhang mit Exporten nach Angola sei Skoda vor einem Geschäftspartner Schusters gewarnt worden, der von der spanischen Polizei mit Haftbefehl gesucht werde, berichtete „Panorama“ am Donnerstag vorab. Bei dem Mann habe es sich um einen Serienbetrüger gehandelt. Schuster soll aber Nachforschungen verhindert haben. Der VW-Konzern habe entsprechende Warnungen eingeräumt. „Es ist zutreffend, dass es Herrn Dr. Schuster gelungen ist, in seiner Eigenschaft als Vorstand von Skoda Zweifel an der Seriosität einzelner Geschäfts- und Gesprächspartner zu zerstreuen“, zitierte das NDR-Magazin aus einer Stellungnahme. Schuster und ein weiterer ehemaliger VW-Mitarbeiter sollen durch Tarnfirmen Millionen Euro zu Lasten Volkswagens veruntreut haben. Beide Männer sind mittlerweile entlassen worden. In die Affäre war auch der inzwischen zurückgetretene VW-Gesamtbetriebsratschef verwickelt. Konzernpersonalvorstand Peter Hartz hat die Verantwortung für die Affäre übernommen und seinen Rücktritt angeboten. Neben dem Angola-Geschäft habe Schuster zusammen mit seinem Geschäftspartner erfolglos ersucht, Gelder des VW-Pensions-Trust bei Banken oder Finanzmaklern anzulegen, um Vermittlungsprovisionen einzustreichen. Auch darauf habe es Hinweise gegeben. Recherchen von „Panorama“ zufolge wollte Schuster noch im Juni eine Firma mit rechtsgültigen Export-Verträgen für Angola möglichst gewinnbringend verkaufen. Mit den erhofften Erlösen von drei Millionen Euro sollten offenbar verschwundene Gelder in Indien ausgeglichen werden, heißt es. Schuster war der VW-Beauftragte für den Subkontinent. Der angebliche Partner Schusters lehnte gegenüber „Panorama“ jeder Verantwortung für die VW-Korruptionsaffäre ab. Weder Schuster noch dessen Anwalt waren für „Panorama“ zu sprechen.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Polizei in Deutschland und Indien ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat in der VW-Korruptionsaffäre am Mittwoch mit der Vernehmung von Zeugen begonnen. Zur Frage, wie viele und welche Zeugen bereits gehört wurden, gab Justizsprecher Klaus Ziehe am Donnerstag keine Auskunft. Es werde jetzt „mehr oder weniger regelmäßig“ weitere Vernehmungen geben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs und Untreue gegen Ex-Skoda-Personalvorstand Schuster und den früheren Mitarbeiter der VW-Personalabteilung Klaus-Joachim Gebauer, der für die Beziehungen zum Betriebsrat zuständig war. Die Beschuldigten selbst werden erst gehört, wenn sie Akteneinsicht erhalten haben. Dies sei noch nicht der Fall, sagte Ziehe. Gebauer, der von dem Anwalt Wolfgang Kubicki vertreten wird, klagt vor dem Arbeitsgericht Braunschweig gegen seine fristlose Kündigung. Nach Angaben des Gerichts soll am 9. August über eine gütliche Einigung gesprochen werden. Über die Klage wird das Arbeitsgericht voraussichtlich Ende September verhandeln. Die Vorgänge bei VW werden außerdem von der Innenrevision des Konzerns sowie von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG untersucht. Ein erster Zwischenbericht werde am 22. Juli erwartet, hatte IG Metall-Chef Jürgen Peters, der dem VW-Aufsichtsrat angehört, nach der Präsidiumssitzung angekündigt. Auch in Indien laufen die Ermittlungen an. Die Regierung des südindischen Bundesstaats Andhra Pradesh habe die Zentralregierung in Neu Delhi aufgefordert, eine Untersuchung durch die Bundespolizei CBI anzuordnen, meldete die indische Nachrichtenagentur IANS am Donnerstag. Die Regierung Andhra Pradeshs hatte für den Bau einer VW-Fabrik auf Anforderung Schusters zwei Millionen Euro an eine Firma namens Vashishta Wahan gezahlt. Die Regierung ging nach eigenen Angaben davon aus, dass Vashishta Wahan zu VW gehörte. Laut VW ist der Autokonzern an einer solchen Firma aber nicht beteiligt. Nach ARD-Informationen ist Vashishta Wahan eine indische Tarnfirma Schusters. Andhra Pradeshs Industrieminister Bosta Satyanarayana hatte am Dienstag gesagt, VW müsse das Geld zurückzahlen, sollte der Konzern die dort angedachte Fabrik nicht bauen. Laut VW ist keine Entscheidung über den Bau der Fabrik gefallen.

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