Gleichnisse Anregungen für eigene Präsentationen

Seite 2/2

Vorsicht vor schneller Bewertung

Der alte Bauer bestellte seit Jahren zusammen mit seinem Sohn einen kleinen Hof. Die beiden hatten mehrere Felder und ein kräftiges Pferd, das den Pflug zog. Eines Tages war das Pferd weg. „Welch ein Unglück“, jammerten da die Nachbarn. Doch der Bauer antwortete nur: „Glück oder Unglück – wer weiß, wer weiß?“ Die Woche darauf kam das Pferd zurück und brachte fünf wilde Pferde mit. Wieder kamen die Nachbarn zum Hof, diesmal zum Gratulieren. Doch der Bauer sagte nur: „Glück oder Unglück – wer weiß, wer weiß?“ Am nächsten Tag wollte der Sohn das erste wilde Pferd zähmen. Aber er wurde abgeworfen und brach sich ein Bein. „So ein Unglück“, klagten da die Nachbarn wieder. „Glück oder Unglück – wer weiß, wer weiß?“, antwortete der Bauer. Drei Tage später kamen Offiziere ins Dorf. Sie zogen alle jungen Männer für den Krieg ein. Doch den Sohn des Bauern konnten sie nicht gebrauchen. So blieb er als einziger junger Mann im Dorf und am Leben.

Die Kunst des Loslassens

Zwei Mönche waren auf der Wanderschaft. Sie stammten aus einem sehr keuschen Orden, dem der Umgang mit Frauen strikt verboten war. Eines Tages kamen sie an einen Fluss. Dort stand eine wunderschöne Frau, die den Fluss überqueren wollte. Weil das Wasser aber sehr tief war, konnte sie das nicht, ohne ihre Kleider zu beschädigen. Da nahm einer der Mönche die Frau auf seine Schultern, watete mit ihr durch das Wasser und setzte sie auf der anderen Flussseite trocken ab. Danach setzten die Mönche ihre Wanderung fort. Nach einer Stunde fing der eine Mönch an, den anderen zu kritisieren: „Was du getan hast, war nicht richtig. Du weißt doch, wir dürfen keinen nahen Kontakt mit Frauen haben.“ Der Mönch, der die Frau durch den Fluss getragen hatte, hörte sich die Vorwürfe ruhig und geduldig an. Dann antwortete er seinem Bruder: „Das ist der Unterschied zwischen uns: Ich habe die Frau vor einer Stunde am Fluss abgesetzt – du aber trägst sie immer noch mit dir herum.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%